Rezension

Polizistenblick

Das neunte Gemälde -

Das neunte Gemälde
von Andreas Storm

Bewertet mit 5 Sternen

"Polizistenblick", damit ist gemeint ein Blick für Dinge, die jemandem vielleicht sonst nicht auffallen. Diesen Polizistenblick findet man durchgehend im Roman von Andreas Storm. Durch die dadurch bedingte Schreibweise erhält der Roman eine ausgesprochene Authentizität. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte, die in reale geschichtliche Zusammenhänge und tatsächliche Ereignisse eingebettet ist. Erschreckend, aber authentisch, wird zum Beispiel deutlich, wie ehemalige Nazigrößen nach dem Krieg mit alliiertem Segen in höchste Ämter gelangen konnten.

Der Roman spielt auf drei Zeitebenen: 1944, 1966 und 2016. Storm ist es äußerst gut gelungen, diese drei Zeitebenen miteinander zu verbinden. Zur Orientierung von Leserin und Leser ist den Kapiteln jeweils eine entsprechende Angabe vorangestellt. Es geht um Verbrennung von sogenannter entarteter Kunst durch die Nazis und um einen Kunstdiebstahl, der durch die Bilderverbrennung verschleiert werden sollte.

Einen großen Teil des Romans nehmen Dialoge ein. Der Roman lebt von diesen Dialogen, die so gestaltet sind, dass man den Eindruck hat, da ist nichts konstruiert, sondern man sitzt neben den handelnden Personen und hört einem Gespräch zu. Trotz der Vielzahl der handelnden Personen verliert man nicht die Übersicht. Storm benutzt dazu einen Kunstgriff, indem er immer dann, wenn einem die Zusammenhänge etwas zu entgleiten drohen, eine Zusammenfassung einschiebt, zum Beispiel in Form eines Dialoges.

Ein zweiter Roman mit demselben Protagonisten ist für August 2023 bereits angekündigt. Nach diesem Start kann man sich darauf freuen.