Rezension

Popcornkino in Buchform

Wenn die Hölle zufriert - Michael Pate

Wenn die Hölle zufriert
von Michael Pate

Bewertet mit 3.5 Sternen

Was passiert wenn ein Filmregisseur/-produzent und Drehbuchautor eines seiner Skripte als Roman auf den Markt bringt? Man bekommt einen Blockbuster serviert, der sich wegliest wie geschnitten Brot. So geschehen bei diesem Werk – "Wenn die Hölle zufriert" basiert auf dem Drehbuch "Hell Frozen Over", welches im Jahr 2013 auf dem Hollywood Screenplay Contest zu den 12 Finalisten in der Sparte "Thriller" zählte. Der gebürtige Deutsche Michael Pate dürfte einigen Landsleuten sicher bekannt sein, da er zuletzt seine erste Auftragsregie für den Kinofilm "Heilstätten" erhielt.

Wie schon erwähnt, ist "Wenn die Hölle zufriert" ein richtiger Pageturner, der mich recht positiv überrascht hat. Doch der Reihe nach. Worum geht es eigentlich?
Der Gefängniswärter Andy Sosa arbeitet im sogenannten "Death House" in den Rocky Mountains – ein Job, den er nicht besonders gern macht, doch weil er zu impulsiv und gewalttätig im Poilzeieinsatz gehandelt hat, wurde er zwangsversetzt und leistet nun unter seinem Onkel Dienst. Andy hasst Menschen, er ist überzeugt davon, dass die Menschheit einem Virus gleichkommt, das die Welt heimsucht. Nicht gerade ein Sympathieträger unser Protagonist, noch dazu ist er beladen mit so allerhand Problemchen, die sich auch in seiner Beziehung und seinem Familienleben widerspiegeln. Am Tag der geplanten Hinrichtung des Todeskandidaten David Livingston tobt ein Schneesturm, der immer heftiger wütet und schließlich eine Lawine auslöst. Das Hinrichtungsgebäude wird verschüttet, Andy und der Insasse sind auf sich allein gestellt und der Kampf ums Überleben in eisiger Kälte beginnt.

Mehr sei an dieser Stelle vom Inhalt nicht verraten. Entscheidend ist, dass erstaunlich viel Tiefgang in diesem actiongeladenen Roman zu finden ist, denn neben dem harten Kampf um ihr Leben, gibt es eben auch zunehmend intensivere Gespräche zwischen Andy und David. Islolation, tödliche Kälte, Sauerstoffmangel, Durst und Hunger verändern einen Menschen, sein Denken und auch seine Prioritäten. Diese Ausnahmesituation zwingt beide Männer, ihre Anschauungen und ihr Leben neu zu bewerten. Das wurde hier sehr gut vermittelt. Neben diesen beinahe philosophisch anmutenden Szenen, gab es aber auch einiges an Action, Spannung, Drama, Humor und Ekel. Soweit ich das beurteilen kann, hat Pate hier recht gut recherchiert. So oder so war das Kopfkino vom Feinsten und einige Darstellungen dürften für Zartbesaitete sicher eine Herausforderung sein.

Der Schreibstil liest sich flüssig, war mir persönlich aber etwas zu simpel. Womöglich Absicht, denn Andy, aus dessen Sicht wir das Geschehene erleben (Ich-Perspektive) ist ein einfach gestrickter Typ mit Ecken und Kanten, der recht schnoddrig daherredet. Ein guter Spannnungsbogen und ein straffer, schnörkelloser Handlungsverlauf sorgen für den Pageturner-Effekt, der noch zusätzlich durch die kurzen Kapitel unterstützt wird. Insgesamt ein unterhaltsames Lesevergnügen.

Fazit

Popcornkino in Buchform, das mit einer guten Portion Tiefgang überrascht und für unterhaltsame, spannende Lesestunden sorgt.