Rezension

Potential der Geschichte wurde leider nicht ausgeschöpft

Feeling Close to You - Bianca Iosivoni

Feeling Close to You
von Bianca Iosivoni

Das Cover von „Feeling close to you“ ist wirklich hübsch. Ich mag diese Kombination aus weiß, blau und gold. Optisch passt es außerdem ganz hervorragend zum ersten Band. Aber mich stört enorm, dass es einfach nur hübsch aussieht und nichts, aber auch gar nichts über das Buch aussagt. Nirgends kann man erkennen, dass die Geschichte sich mit Gaming beschäftigt, was ich mir aber gewünscht hätte, weil es dieses Buch doch irgendwie ausmacht und von anderen New Adult Büchern etwas unterscheidet. Und zwar geht es hier um Teagan, die endlich die High School beenden will, um Game Design zu studieren. Sie verbringt ihre vollgestopften Tage mit Schule, Arbeit und dem Streamen ihrer Lieblingsspiele, womit sie auch Geld für ihren Collegefonds verdient. Von sozialen Kontakten und Menschen im Allgemeinen hält sie nicht so viel. Parker hingegen ist bereits Student, einige Jahre älter, um einiges geselliger und seine Streams gucken regelmäßig mehrere zehntausend Menschen. Beide leben viele Meilen voneinander entfernt und treffen sich vor allem virtuell beim Spiel gegeneinander, mit der Zeit entwickelt sich ein regelmäßiger Kontakt zwischen Teagan und Parker.

Grundsätzlich fand ich die Geschichte jetzt nicht total schlecht, aber mich konnte sie absolut nicht überzeugen oder hat mich irgendwie nachhaltig gefesselt. Der Schreibstil an sich war, wie bei Bianca Iosivoni üblich, locker, leicht und toll zu lesen, sonst hätte ich wohl auch nicht das ganze Buch gelesen. Bei den Figuren war ich bis zum Schluss im absoluten Zwiespalt und konnte mich nicht entscheiden, ob ich Teagan und Parker nun mag oder nicht. Es gab lustige und amüsante Szenen bei denen ich auch mal schmunzeln musste und vor allem Parkers WG war durchaus witzig. Aber im Großen und Ganzen konnte ich einfach nicht viel mit den beiden anfangen. Obwohl die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Teagan und Parker erzählt wurde, hatte ich immer das Gefühl bei den gerade wichtigen Gedanken und Gefühlen ausgeschlossen zu werden. Es gab beispielsweise eine sehr ungewisse Zeit für Parker (mehr möchte ich nicht unbedingt sagen, um nicht zu spoilern), wo ich gerne mehr von seinen Gedanken mitbekommen hätte. Aber immer in den entscheidenden Momenten war seine Sicht beendet und schwupps gab es einen Zeitsprung ich wurde alleine mit meinen Fragen gelassen.

Zugegeben mit Gaming konnte ich noch nie etwas anfangen, habe noch nie gezockt und kann mir auch absolut nicht vorstellen das jemals zu tun. Das hat jetzt vielleicht nicht dabei geholfen die Geschichte zu mögen, aber ich dachte ich gebe dem Ganzen eine Chance mich zu überzeugen. Der Anfang war ja auch noch ganz gut. Ich dachte erst das könnte sich nach der Lektüre des Buches vielleicht ändern, weil mich die Erzählungen neugierig machen, aber eher das Gegenteil ist eingetreten. Aber ich denke nicht, dass es mir alleine deswegen nicht gefallen hat. Am allermeisten hat mich gestört, dass zum Schluss nicht einmal die wichtigsten Fragen geklärt wurden. Andauernd war Teagans Mutter beispielsweise Thema, weil sie einige Jahre zuvor einfach ausgezogen war und es wurde ernsthaft nicht aufgeklärt wo sie jetzt ist, was sie dort tut, wieso sie überhaupt gegangen ist etc. Das hat mich wohl am allermeisten gestört neben der Tatsache, dass mich das Buch stellenweise etwas gelangweilt hat und mir vor allem zu Beginn und leider auch wieder am Schluss die Face-to-Face-Kommunikation der Protagonisten sehr gefehlt hat. Chatnachrichten als Stilmittel in einer Gamerlovestory finde ich ja durchaus naheliegend und gut, aber dadurch fehlte einfach die persönliche Interaktion in Form von wörtlicher Rede der Figuren und das Buch wurde sehr einseitig, weil es doch teilweise viele Seiten Chatnachrichten waren.  Wenn nach dem online kennenlernen von Teagan und Parker die Chatnachrichten etwas abgenommen und beispielsweise durch persönliche Telefonate oder Treffen ersetzt worden wären, dann hätte ich mich damit anfreunden können. Doch leider war die Tendenz eher zu immer mehr Chatnachrichten und das hat mir jegliche Spannung am Buch vereitelt. Ich konnte mich auch einfach nicht so gut in die Figuren hineinversetzen, weil Chatnachrichten immer noch was anderes sind als mündliche Kommunikation miteinander und Gefühle und Ansichten ganz anders rübergebracht werden.

Letztendlich bin ich einfach ziemlich enttäuscht worden und muss sagen, dass mich die Geschichte so gar nicht überzeugen konnte. Der Schreibstil war gut, die Idee hatte durchaus Potential, leider hat die Umsetzung für mich gar nicht funktioniert.