Rezension

Potential verschenkt

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep - H. G. Parry

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
von H. G. Parry

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Idee literarische Buchcharaktere aus ihrer Geschichte herauszulesen hat mich neugierig gemacht. Im Mittelpunkt stehen zwei Brüder. Einmal Robert, Anwalt und mit beiden Beinen fest im Leben stehend. Dann sein Bruder Charley, hochbegabt und Literaturprofessor. Robert immer mit dem Gefühl seinen Bruder beschützen zu müssen, hilft ihm, wenn Charley wieder mal eine Figur aus einem Roman gelesen hat und diese Ärger macht. So wie Uriah Heep.

Charaktere aus Geschichten lesen, ist trotz der Schwierigkeiten, die Charley hat, für mich immer noch eine grandiose Vorstellung. Die Autorin nimmt sich auch viel Zeit, dies immer wieder zu erklären es funktioniert. Dabei ist es nicht einfach Magie, sondern sie erklärt es sehr literaturwissenschaftlich. Das ist anfangs sehr spannend, wirkte auch mich mit der Zeit aber einfach langatmig und es wiederholte sich. Gut gelungen fand ich die Erzählperspektive. Ungewöhnlich hier ist, dass nicht aus der Sicht des Protagonisten Charley erzählt wird, sondern aus Roberts Sicht. Dabei erzählt er in der Ich-Perspektive. Wenn er selbst nicht beim Geschehen dabei ist wechselt die Perspektive zu Charley und anderen Charakteren, da ist es aber der personale Erzähler.

Auch wenn die Buchzusammenfassung auf dem Cover etwas anderes verspricht, ist dieses Buch für mich in erster Linie eine Geschichte über zwei Brüder, die ganze Magie drumherum ist Beiwerk um ihre Geschichte zu erzählen. Und das finde ich schade. Natürlich wurde die Geschichte dadurch spannender, aber sie verlor auch ihren roten Faden. Dazu kam das Ende der Geschichte, das auf mich unlogisch und unrealistisch war.

Insgesamt wurde meines Erachtens Potential verschenkt. Vielleicht hätte sich die Autorin mehr auf eine Geschichte konzentrieren müssen. Denn so ist die Geschichte der Brüder und auch die Geschichte der herausgelesenen Charaktere zu kurz gekommen, trotz der 600 Seiten. Der Spannungsbogen konnte durch die Wiederholungen und die zum Teil langatmigen Beschreibungen nicht gehalten werden. Meine anfängliche Begeisterung für das Buch nahm leider von Seite zu Seite ab.