Rezension

Potenzial nicht gut umgesetzt

Wer weiß, was morgen mit uns ist - Ann Brashares

Wer weiß, was morgen mit uns ist
von Ann Brashares

Bewertet mit 3 Sternen

Der erste Satz:

Sein Vater musste arbeiten und so ging Ethan allein zum 
Fischen.

 

Meine Meinung:

Inhalt
Prenna empfindet so viel für Ethan, doch sie darf ihn nicht lieben. Jegliche körperliche Nähe wird von der Gemeinschaft nicht gut geheißen und strickt verboten. Prenna, aber auch Ethan fällt es mehr als schwer, sich daran zu halten.
Nachdem die Protagonistin schreckliches herausgefunden hat, begibt sie sich zusammen mit Ethan auf eine Mission. Sie möchten die Zukunft verändern und können nicht ahnen, was sie alles lostreten werden.

Es ist diese Sekunde, in der Ethan und ich uns ansehen. Es sind all die Male, in denen er mich auf den Arm nimmt und ich ihn. Es sind alle seine Kosenamen für mich. Es ist der Moment, als er mir beibrachte, wie man Leben und Tod spielt und er meine Königin aufdeckte. Er ist genau all das, wonach ich mich sehne.
Zitat aus "Wer weiß, was morgen mit uns ist"

Charaktere
Prenna ist 17 Jahre alt und total in Ethan verliebt. Durch ihre Situation darf sie sich ihm aber in keinster Weise nähern. Eine Beziehung führen? Ausgeschlossen! Prenna war mir für ihre 17 Jahre viel zu naiv. Sie tat Dinge, die ich nicht verstehen konnte. Dieses ganze Unverständnis ihr gegenüber machte es mir zunehmend schwer, mich mit ihr zu identifizieren, oder gar mit ihr zu sympathisieren. Ich wurde das gesamte Buch über nicht mit ihr warm.
Ethan ist ein ganz anderer Schlag. Er ist klug. So klug, dass ich ihn schon ein bisschen bewundert habe. Ich konnte es verstehen, dass sich Prenna in ihn verliebt hat. Er ist zuvorkommend, charmant, gut aussehend. Er hat all das, was sich ein Mädchen von einem Jungen wünscht.

 

Und hier ist etwas, merke ich, dass nicht mehr rückgängig zu machen ist. Was soll man tun, wenn man sich jemanden öffnet und bestimmte Gefühle hat? Man kann das Ganze ignorieren, kann es vielleicht vergessen, aber man kann es nicht rückgängig und auch nicht ungeschehen machen.
Zitat aus "Wer weiß, was morgen mit uns ist"

Gesamt
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir ein bisschen schwer. Dadurch, dass ein Sprung in der Zeit gemacht wurde, musste ich mich erstmal zurecht finden. Auch die veränderte Erzählweise hat mich zu Anfang etwas durcheinander gebracht. Wurde im Prolog noch auktorial aus der Sicht von Ethan die Situation beschrieben, änderte sich dies im ersten Kapitel. Ab dort beginnt uns Prenna in der Ich-Form ihre Geschichte zu erzählen, was sich das ganze Buch über fortsetzt.
Im Grunde genommen fällt es mir gerade bei diesem Erzähstil grundsätzlich sehr leicht, mich mit der Protagonistin zu identifizieren und sie ins Herz zu schließen, doch bei Prenna wollte dies einfach nicht eintreten. Ich fand sie zunehmend nervig, denn sie ist für ihre 17 Jahre so unfassbar naiv, dass ich nur noch mit dem Kopf schütteln konnte. Prenna macht Sachen, die alle anderen umgangen hätten, oder anders gelöst hätten. Sie aber geht mit dem Kopf durch die Wand und wundert sich über die Beule und die Kopfschmerzen, die sie danach davon getragen hat. Ich habe gehofft, dass sie sich im Laufe der Geschichte noch entwickeln würde und ihre Naivität bestimmt nachlässt, doch das ist leider nicht geschehen.
Mit Ethan konnte ich mich viel besser identifizieren. Ich hätte mir zwar gewünscht, noch mehr von ihm zu erfahren, als das, was die Autorin über ihn preis gegeben hat, aber dennoch habe ich ihn gleich auf den ersten Seiten in mein Herz geschlossen und mochte ihn um einiges lieber, als die eigentliche Protagonistin.
Was ich absolut positiv an diesem Roman empfunden habe ist der absolut großartige Schreibstil der Autorin. Sie hat ein enormes Tempo. Es war für mich unfassbar, wie schnell ich durch die Seiten geflogen bin und das, obwohl ich das meiste an "Wer weiß, was morgen mit uns ist" bedauerlicher Weise eher langweilig empfunden habe. Ethan und Prenna machen unnütze und nicht förderliche Dinge, obwohl die Menschheit gerettet werden muss. Das wollte mir einfach nicht in den Kopf. Ebenfalls die Liebesgeschichte die sich zwischen den beiden anbahnt konnte ich nur bedingt verstehen. Wie entwickelte sich alles? Das habe ich mich oft gefragt. Mir hat ein bisschen Anlauf gefehlt. Etwas mehr Informationen über die Beziehung der Beiden und auch mehr über den eigentlichen Kern der Geschichte. Leider hat sich Ann Brashares sehr oft mit Nebensächlichkeiten aufgehalten, die die Geschichte zum Stillstand gebracht und mir so die Lust am Lesen genommen hat.
Der Plot ist wirklich gut, allerdings empfand ich die Umsetzung nur als bedingt gelungen.
Was mich positiv überrascht hat, ist das Ende. Ich habe wirklich mit einem "0815" Ende gerechnet, was meiner Meinung nach überhaupt nicht gepasst hätte, aber die Autorin hat sich eine andere Lösung einfallen lassen, mit der ich auf jeden Fall auch zufrieden bin.

 

Fazit:

Positiv
Ethan ist einfach toll. Was er macht, wie er mit Prenna umgeht. Bei ihm stimmt einfach alles. Zwar habe ich das Gefühl, das ihm mehr Farbe auf jeden Fall noch besser gestanden hätte, aber so wie er im Buch rüber kommt, ist er ein wirklich sympathischer, toller junger Mann.
Der Schreibstil ist wirklich großartig. Man kann das Buch sehr schnell lesen. Es ist alles sehr leicht zu verstehen.
Das ab dem ersten Kapitel alles in der Ich-Form geschrieben wurde, fand ich sehr gut. Ich glaube, währe dies nicht der Fall gewesen, hätte ich wohl noch weniger mit Prenna anfangen können, als sowieso schon.

Negativ 
Prenna. Sie steht wirklich ganz oben auf meiner Liste der negativen Dinge, die ich unbedingt ansprechen muss. Die Protagonistin ist für ihr Alter zu naiv und stellenweise auch zu dumm, wie ich finde. Ich habe selten ein 17 Jähriges Mädchen erlebt, was so unfassbare Sachen macht. Ohne drüber nachzudenken.
Leider wechselt sich Spannung mit Langweile in gleichmäßigen Abständen ab.
Es wurde mir zu viel "Um den heißen Brei" geredet. Vieles, was angesprochen wurde, wurde im Verlauf der Geschichte nicht wieder aufgenommen und verlief so im Sande. Ich hätte mir gewünscht diese Stellen mit informativen Sachen des eigentlichen Plots zu füllen, oder den Charakteren etwas mehr Farbe zu geben.