Rezension

Prickelnd-dekadentes Lesevergnügen

Die Champagnerkönigin - Petra Durst-Benning

Die Champagnerkönigin
von Petra Durst-Benning

Bewertet mit 5 Sternen

"Wer eine Flasche Champagner öffnet, wartet nicht auf einen großartigen Moment, sondern sorgt dafür, dass das Hier und Jetzt großartig ist. Vielleicht liegt darin der größte Zauber von Champagner überhaupt". (S. 421)

Das sagt Kellermeister Daniel Lambert zu Isabelle Feininger, der Erbin eines Weingutes in der Champagne. Ich glaube, treffender kann man es nicht sagen und dieses Zitat spricht gleichzeitig für den Hauch von Eleganz und Dekadenz, der das ganze Buch durchweht. Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: ein junges Paar erbt um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. ein Weingut in der Champagne, der neue Hausherr kommt kurz darauf unter tragischen Umständen ums Leben und die junge (im übrigen auch schwangere) Witwe ist fortan auf sich allein gestellt und muss sich durchbeißen. Die Konkurrenz schläft nicht, zwei interessierte Herren gibt es obendrein - und so sind Verwicklungen und Verwirrungen vorprogrammiert.

Wer jetzt glaubt, einen besseren Groschenroman vor sich zu haben, tut dem Buch aber unrecht. Die Geschichte entfaltet einen Zauber, dem man sich beim Lesen nur schwer entziehen kann. Die (erfahrene) Autorin schreibt routiniert, aber nicht ohne Esprit, und so begleitet man Isabelle gern auf dem schweren Weg von der verwöhnten Industriellentochter aus Berlin zur bodenständigen französischen "Champagnerwitwe". Nebenbei lernt man so einiges über die Region, den Weinbau und die Veredlung zum Spitzenchampagner. Wie die Autorin im Nachwort schreibt, hat sie für das Buch bei einer längeren Reise durch die Champagne recherchiert und den Roman von einer deutschen Spitzensommelière Korrektur lesen lassen. Ich denke, da kann man dann auf jeden Fall davon ausgehen, dass das Geschriebene auch wirklich Hand und Fuß hat.

Da ich selbst in der Nähe eines kleinen (aber feinen) Weinanbaugebietes wohne, waren die Erläuterungen zur Weinherstellung für mich natürlich besonders interessant. Man lernt, dass der Weinbau von so vielen Unwägbarkeiten abhängt, dass es eigentlich ein Wunder ist, wenn man abends zuhause - vielleicht beim Lesen eines schönen Buches - ein Glas vollmundigen Wein trinken kann. Und das Buch hat - wenn vielleicht auch ungewollt - für mich einen "belehrenden Aha-Effekt" gehabt: wenn man nun die anstrengende Arbeit der Weinbauern (wo auch immer) kennt und weiß, was für ein langer Weg es ist von den ersten grünen Spitzen an den Reben bis zum trinkfertigen Wein - dann schätzt man diese Arbeit künftig auf jeden Fall ganz anders und wird im Supermarkt wahrscheinlich nach anderen Kriterien auswählen als vorrangig nach dem günstigsten Preis.

Aber zurück zum Thema: "Die Champagnerkönigin" ist ein kurzweiliger historischer Roman, der als zweiter Teil einer Trilogie aber auf jeden Fall auch ohne Kenntnis des ersten Teils gelesen werden kann. Ich habe mich jedenfalls bestens unterhalten gefühlt und vergebe daher auch gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung - gerade jetzt zur beginnenden Weinsaison! :-)