Rezension

Privatdetektive leben gefährlich

Die Welt will betrogen sein
von Hartmut. W. H. Köhler

Hamburg, 1967, ein Ort, an dem ein Privatdetektiv eigentlich genug zu tun hat, doch als es um Mord geht, muss Sünder erkennen, dass sich sein Leben mit dem neuesten Auftrag um einiges verkompliziert hat.

Inhalt:
Privatdetektiv Sünder lebt mehr schlecht als recht auf dem Hamburger Kiez. Die Aufträge sind rar, die Bezahlung gering und so freut er sich über seinen aktuellen Fall, bei dem er einen Studenten beobachten soll. Als dieser jedoch ermordet wird, gerät er selbst unter Verdacht. Er muss auf eigene Faust weiter ermitteln und gerät dabei immer weiter an Verwicklungen, die seinen Horizont übersteigen und ihn über Kiezgrößen bis hin zu politischen Drahtziehern in Berlin führen.

Setting und Stil:
Hartmut W. H. Köhler gelingt es hervorragend die Stimmung auf dem Kiez einzufangen. Sünders Umgebung lebt, ist vielschichtig und wird von einigen wenigen Kiezgrößen beherrscht. Doch auch diese Machtaufteilung ist immer in Bewegung. Spannend, sich in das Viertel und seine anderen Regeln hineinzuversetzen. Das Jahr 1967, die Studentenunruhen und was sich daraus ergeben kann werden gut im Buch verarbeitet. Ein spannender Ausflug in die nahe Geschichte.
Der Krimi ist in Ich-Perspektive geschrieben. So kann man direkt in Sünders Welt eintauchen und erlebt hautnah mit, was er alles durchmachen muss.

Charaktere:
Friedhelm Sünder ist schon ein etwas schräger Charakter. Er schafft es gerade so zu überleben, sein "Büro" ist sehens-, seine Einstellung ehren- und seine neutrale Position auf dem Kiez lobenswert. Es bringt Spaß mitzuerleben, wie er immer wieder einen eingeschenkt bekommt, sich trotzdem wieder aufrappelt und weitermacht und dann auch noch überraschenderweise vorankommt. Ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten, genau wie es der Leser mag.
Die anderen Charaktere sind ebenfalls Hamburger Originale, eine bunte Mischung, die sich da entfalten darf. Gerade diese füllen den Krimi mit Leben und tragen zur einmaligen Stimmung bei.

Geschichte:
Geschickt versteht es Hartmut W. H. Köhler aus einem alltäglichen Auftrag eine Geschichte zu spinnen, die bis zu den Kiez-Bossen und schließlich nach Berlin führt. Glaubhaft entwickelt sich ein Szenario, das geschickt in die historischen Fakten eingebaut wird. Spannend geht es zu, körperlicher Einsatz ist gefordert und es wird nicht nur einmal ziemlich knapp.

Fazit:
Hartmut W. H. Köhler ist es gelungen mich für Sünder zu faszinieren. Eine Privatdetektivgeschichte, die mitten in Deutschland spielt, historische Bezüge hat und uns in die Strukturen der Hamburger Unterwelt einführt. Viele Themen werden erfolgreich unter einen Hut gebracht und spannend behandelt. Ein schöner Ausflug ins Jahr 1967 zu einem einmaligen Charakter. Für Krimifans, Hamburg-Liebhaber und Genießer guter und fesselnder Geschichten.