Rezension

Problembeladen

Atemnot - Ilsa J. Bick

Atemnot
von Ilsa J. Bick

Bewertet mit 3 Sternen

VORSICHT SPOILER!!!!!
Um "Atemnot" als ein Buch zu empfinden, welches gänzlich überzeugt, muss ich leider gestehen, dass ich eine viel zu hohe Erwartungshaltung an das Buch hatte und nun das Gefühl habe, irgendetwas grundsätzliches verpasst zu haben. Etwas, was das Buch, welches klischeehaft mit Problemen bestückt ist die Teens beschäftigen und mir deutlich bewusst machen, dass ich vielleicht doch schon etwas zu alt für das Buch bin? Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass ich mit Jenna nicht warm wurde? Ihre Eltern furchtbar fand? Ihren Großvater, der zwar dement ist, noch schlimmer? Öffentlich betatscht er Jenna und weder Vater noch Mutter schreiten ein? Und dann, als alles aus dem Ruder laufen zu scheint, taucht Mr. Anderson auf, der alles in Wohlgefallen auflösen will? Hat er an dem Abend als Jenna auf der Party wieder einmal begrapscht wurde nicht bemerkt, dass bei Jennas Eltern Hopfen und Mal verloren sind? Alles was schief läuft wird auf Jennas Aufenthalt in der Psychiatrie geschoben. Die Ursache für Jennas Störung wird nicht gesucht und totgeschwiegen. Mir wird übel, wenn ich das Leid eines Teenagers geschrieben sehe, die sich natürlich in denjenigen verliebt, der ihr Wärme schenkt. Wärme, die Jenna daran hindert sich zu ritzen. Ich frage mich, wie egoistisch müssen Eltern sein die Hilferufe ihres Kindes nicht zu sehen? Psycho - Dad ist ein passender Name für Jennas Dad. Sie selbst nennt ihn so und es hätte nicht treffender sein können. Egomane und gewalttätig. Blind für den Schmerz seiner Tochter. 
Mir war "Atemnot" zu problembeladen, daher konnte ich mich auch nicht mehr  mit dem wirklich gelungenen Ende begeistern lassen. Dafür war die Story einfach zu strukturiert und zu offensichtlich. Es tun sich nach und nach echte Abgründe auf, die schmerzhaft und einfach nur grausam sind. Mit den Augen einer Mutter gelesen, bin ich unglücklich über die Tatsache, dass Jenna vieles was mir selbstverständlich erscheint nicht bekommt. Im Gespräch mit Bob, dem Kommissar, der gleich im Prolog seinen großen Auftritt hat, kommt alles zum Vorschein was Jenna quält und ich fand es fast schon unerträglich. In einer Art Selbstgespräch, da sie eine Tonbandaufnahme für Bob macht, erzählt Jenna alles (nun ja, fast alles) und gibt Rückblicke in die Vergangenheit. Warum die Situation sich so zugespitzt hat um dann zu eskalieren. Der Weg dorthin ist steinig und es kommen immer mehr Wunden hinzu zu denen, die Jenna sich selbst hinzugefügt hat oder zu denen die ihr zugefügt worden.
Was sich positiv vermerken lässt ist, dass ich  durch das Buch flog. Der Schreibstil der Autorin ist rasant und einfach. Leider hat sich die Hoffnung irgendwann doch zerschlagen mit der Story warm zu werden. Da es viele unterschiedliche Meinungen zu "Atemnot" gibt, lasst euch das Buch von mir nicht madig machen. Jeder empfindet geschriebenes anders und vielleicht ist es gerade für dich das absolut passende Buch? Ich habe es als zu traurig, wehmütig und regelrecht depressiv empfunden, daher gibt es von mir auch nur eine eingeschränkte Leseempfehlung! Mich hat es leider auf keinste Weise begeistern können. Sehr, sehr Schade!