Rezension

Protagonistin mit Ecken und Kanten

ESCAPE - Wenn die Angst dich einholt - Nina Laurin

ESCAPE - Wenn die Angst dich einholt
von Nina Laurin

Laine wurde als Kind entführt und drei Jahre lang gefangen gehalten und missbraucht. Auch heute, zehn Jahre später, kämpft sie noch mit den Nachwirkungen dieser Erlebnisse. Dann entdeckt sie ein Vermisstenplakat für die zehnjährige Olivia - könnte diese ihre Tochter sein und hat derselbe Täter sie nun in seiner Gewalt?

 

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und die Figur der Laine wird facettenreich und interessant dargestellt. Sie ist stellt eine Protagonistin mit Ecken und Kanten - so betäubt sie ihr Trauma beispielsweise mit Drogen und hat keine sozialen Kontakte - und genau das macht sie sehr menschlich. Obwohl sie das Martyrium überlebt hat, ist das Weiterleben Tag für Tag ein harter Kampf, weil sie die Ereignisse nie richtig verarbeitet hat und von ihren zahlreichen Narben immer wieder daran erinnert wird.

 

Auch wie sie auf einmal mehr oder weniger ungewollt in den Vermisstenfall Olivia involviert wird, war plausibel. Leider kann man das nicht von Laines Beziehung zum ermittelnden Polizisten Sean sagen (der natürlich zufällig auch nach ihrer Flucht vor zehn Jahren als erster bei ihr war). Im Gegensatz zu Laines konnte ich seine Beweggründe nicht nachvollziehen und fand es schade, dass hier (mal wieder) ein Thriller mit unnötiger Gefühlsduselei garniert wurde.

 

Die Faszination für Laine und die Handlung hielt bei mir etwa bis zur Mitte des Buches an. Dann habe ich angefangen, mich zu langweilen. Seitenlange Beschreibungen von Gebäuden sowie der ständige Drogenkonsum der Protagonistin haben einiges dazu beigetragen. Auch dass Laine irgendwann im Alleingang ermittelte, passte nicht wirklich zu ihrer verletzten und zurückgezogenen Persönlichkeit. Ein Teil der Auflösung war für mich schon relativ früh absehbar, da die Hinweise darauf ziemlich offensichtlich platziert wurden.

 

Richtige Spannung kam bei mir nicht auf. Trotz des guten Schreibstils hat das Buch seine Längen. Das Leben der Hauptfigur Laine mit den Spätfolgen ihrer Gefangenschaft war interessant zu verfolgen, vielleicht hätte man lieber daraus mehr machen sollen, als das Ganze in eine Thrillerhandlung zu verpacken.