Rezension

Pssst, nicht weitersagen...

Guten Morgen, Genosse Elefant - Christopher Wilson

Guten Morgen, Genosse Elefant
von Christopher Wilson

Bewertet mit 4 Sternen

Der zwölfjährige Juri lebt allein mit seinem Vater, der als Tierarzt die Tiere im Moskauer Zoo betreut. Da wird dieser überraschend zu einem „Elefanten“ gerufen, der sich als großes Tier in der Partei erweist. Der Vater soll Juri als Vorkoster des großen Stählernen dalassen. Juri ist nach einem Unfall äußerlich unversehrt, aber jeder sieht in ihm einen einfältigen Idioten. Und als solcher darf er auch eine ganz unglaubliche Geschichte darüber erzählen, wie er die Zeit verbracht hat auf Stalins Datscha und dabei die größten Geheimnisse erfahren hat von allen dort Anwesenden.

Um Stalin und sein Gefolge gibt es einige Legenden, vor allem um die letzten Tage der Macht und um seinen Tod. Ist es wirklich Stalin, der aufgebahrt daliegt in seinem Mausoleum? Juri weiß es, wie so vieles andere, war er doch hautnah dabei. Durch den Plauderton von Juris Erzählung wirkt alles seltsam komisch über diese turbulenten Tage in der Datscha, im Zentrum der Macht. Und bietet reichlich Stoff für Satire.

Indem der Autor Christopher Wilson seinen Protagonisten Juri als „anders“ erklärt, hat er die Möglichkeit ergriffen, Wahrheiten subtil aussprechen zu lassen, wie es ein Narr nicht besser könnte. Ironie und Sarkasmus können so nicht beleidigen, dafür aber umso mehr andeuten und Verschleiertes aufdecken. Das beherrscht Juri wie kein anderer, es ist eine Wonne, seinen Worten zu folgen. Denn nichts ist wahr und alles ist anders, wenn ihm jemand zu nahe kommen würde. Also pssst, nicht weitererzählen…

Für diese gelungene Satire mit seinem erfrischend naiv-wissenden Protagonisten vergebe ich gerne eine Leseempfehlung und starke vier von fünf Sternen.