Rezension

Psychedelischer Dschungeltrip

Dschungel
von Friedemann Karig

Bewertet mit 2 Sternen

Felix ist verschwunden, verschollen im kambodschanischen Dschungel. Er meldet sich bei keinem mehr, daher macht sich der Ich-Erzähler, auch im Auftrag von Felix‘ Mutter, auf, um seinen besten Freund zu finden. Auf seinem Weg trifft er Hippies, Kriminelle, Rucksacktouristen und Lebenskünstler und lernt Land und Leute mehr kennen als ihm lieb ist. Am Ende hat er durchaus etwas gefunden, doch auch sehr viel verloren.

Ein Roadtrip der besonderen Art, der mich als Leser etwas irritiert zurückließ. Zunächst einmal kam ich leider in die Geschichte nicht recht hinein, was auch an dem für mich holprigen, teilweise abgehackten und mir zu flapsigen Schreibstil lag. Es las sich einfach nicht flüssig. Zum anderen brachte es mir auch nicht Land, Leute und Kultur nahe. Keine Rede davon, dass meine Lust auf mehr Kambodscha oder Dschungel gestiegen wäre. Zum Dritten hatten die Figuren keine Substanz, ich kam nicht an sie heran.

Felix ging mir nach kürzester Zeit auf den Wecker und der Ich-Erzähler bleibt genauso farblos wie anonym. Auch die anderen Figuren, die er im Laufe seiner Reise trifft, sind weder skurril noch liebenswert noch sonst etwas, sie hallen einfach nicht nach. In den Kapiteln wechseln sich Rückblicke auf die Erlebnisse mit Felix und die Erlebnisse der Suche nach ihm ab, und mehr und mehr wird deutlich, wie manipulativ und selbstzerstörerisch der angeblich beste Freund ist. Wenn es drauf ankommt, lässt Felix ihn fallen, und vermeintlich Gutes entpuppt sich lediglich als alberne Mutprobe und Ausloten der Grenze, wie weit sein Freund für ihn, Felix, gehen würde. Beide teilen ein schreckliches Geheimnis, was sicherlich den psychischen Knacks erklärt, den beide in ihrer Kindheit erleiden. Der Ich-Erzähler selbst jedoch, so scheint es, hat ein stabiles Elternhaus und führt als Erwachsener ein halbwegs normales Leben mit Job und Freundin, die ihn liebt, doch er setzt alles aufs Spiel. Wofür?  Im Laufe der Geschichte war mir so, als hätte er gar nichts verarbeitet, nichts begriffen und sich auch in keinster Weise weiterentwickelt. Der Trip durch den Dschungel ist haarsträubend, einige Szenen sind zwar durchaus spannend und entbehren auch nicht einer guten Brise Situationskomik, doch alles in allem erschien mir alles zu weit hergeholt und unglaubwürdig. Am Ende fragte ich mich, was eigentlich wirklich passiert oder nur in der Vorstellung des Ich-Erzählers (er fragt sich das übrigens auch selbst) stattfindet. Und so ist es für mich kein Selbstfindungstrip, sondern der Versuch, durch Vergessen und Verdrängung ein Trauma zu verarbeiten, was zum Scheitern verurteilt ist.

Fazit: Leider nicht meins. Für Leute, die psychedelische Trips jenseits der Bewusstseinsebene mögen und sich gut in den gewöhnungsbedürftigen Stil hineinlesen, wahrscheinlich das Richtige. Ich habe es nicht verstanden.