Rezension

"Psycho-Thriller", weil die Protagonistin psychisch krank ist?!

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest - Helen Callaghan

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
von Helen Callaghan

Bewertet mit 2 Sternen

"Dear Amy" ist wieder mal ein sogenannter "Psycho-Thriller" im Stil von "Gone Girl", "Girl on the Train" und "Boy in the Park". Gehören die Bücher in dieses Genre, weil die Protagonisten psychisch krank sind? Denn ein Thriller ist dieses Buch nicht, stattdessen muss sich der Leser durch Seite um Seite von Gedanken einer psychisch kranken Frau quälen, die es nicht für nötig hält, ihre Medikamente zu nehmen…

Das Buch fängt gut an: die 16-jährige Katie verschwindet, aber da sie Probleme mit ihrem Stiefvater hatte, ist die Polizei nicht sicher, ob es sich um ein Verbrechen handelt oder ob sie weggelaufen ist. Der Fall beschäftigt auch Katies Lehrerin Margot. Margot ist nebenher Kummerkastentante einer Zeitung und erhält einen Brief von einem Mädchen, das vor 20 Jahren verschwunden ist. Sie ist davon überzeugt, dass die beiden Fälle miteinander in Verbindung stehen. Ein Kriminologe von der Universität interessiert sich für auch für die Fälle und bezieht Margot in die Ermittlungen ein, wodurch sie sich immer mehr in die Fälle hineinsteigert und auch selbst in Gefahr gerät.

Am Anfang wirkt Margot sehr kompetent und sympathisch, aber das ändert sich leider schnell. Ich habe selten eine Protagonistin erlebt, die so wenig weiß, was sie tut und was sie will und was sie überhaupt denkt. Nach etwa der Hälfte des Buches erfährt der Leser, dass Margot schon mehrmals wegen psychischer Probleme im Krankenhaus war und eigentlich regelmäßig Medikamente nehmen muss. Sie behauptet aber, das wären "Schlaftabletten", die sie im Moment nicht braucht.

Zusätzlich zu den Ermittlungen lebt Margot in Scheidung von ihrem Mann und verliebt sich sofort in den nächstbesten Mann, den sie kennenlernt (und er natürlich auch in sie, obwohl er es schon aufgrund seines Berufes besser wissen sollte).

Nach dem guten Anfang wird die Handlung völlig konstruiert und die Auflösung ist wie in den oben erwähnten Büchern an den Haaren herbeigezogen. Jeder Leser, der in seinem Leben schon ein paar gute Krimis und Thriller gelesen hat, muss sich einfach langweilen. Im Prinzip geht es nur um die psychisch labile Margot, die ihre Krankheit nicht eingestehen will – die Handlung ist nur schmückendes Beiwerk.