Rezension

Psychoanalyse funktioniert nicht und Vampire gibt es nicht, oder?

Der Ewige - Joann Sfar

Der Ewige
von Joann Sfar

Bewertet mit 3 Sternen

Klappentext: In New York begibt sich ein junger Ukrainer in die Psychoanalyse, er will endlich seine Biografie aufarbeiten. Am Anfang des letzten Jahrhunderts starb er auf einem Schlachtfeld in Europa - nur um kurz darauf als Vampir wiederaufzuerstehen. Ein Zustand, mit dem er sich nie anfreunden konnte, der ihm zuwider war, der ihn von seiner großen Liebe entfernte und der neben dem ungemütlichen Blutsaugen auch noch andere Unannehmlichkeiten mit sich brachte. Der so höfliche, wohlerzogene Mann verliebt sich nun hundert Jahre später in seine Therapeutin. Beiden ist nicht bewusst, wie verwoben ihre Geschichten sind und in welcher Gefahr sie schweben.

Inhalt: Joann Sfar lässt in diesem Buch seinen Protagonisten Jonas in den Wirren des ersten Weltkrieges sterben. Jonas, der sich so nach seiner Verlobten Jelena sehnt und nach der ersten gemeinsamen Nacht mit ihr. Sein Bruder Kain, dessen Geliebte ein Kind von ihm erwartet, überlebt den Krieg und heiratet die Verlobte seines Bruders.

Bis hierher könnte man die Geschichte für einen historischen Roman halten, dann erwacht Jonas allerdings als Vampir. Mit dieser Verwandlung und seiner todbringenden Neigung nach frischem Blut kann er sich aber so gar nicht anfreunden und auch mit dem zwangsläufigem Verlust von Jelena nicht. Gute 100 Jahre später treibt ihn dies in die Arme einer Psychoanalytikerin, die gerade ihren Mann, einen berühmten Sänger, zu begraben musste.

Eine skurrile Geschichte, in der sich auch noch eifersüchtige Alraunen, sexhungerige Werwölfe und H.P.Lovekraft tummeln.

Meine Meinung: Dass Joann Sfar eigentlich Comiczeichner und Drehbuchautor ist merkt man seinem Debütroman an. Die Szenen, die er entwickelt sind kraftvoll, skurril und wechseln schnell hintereinander, wie ein Musikvideo. Leider geht dieser schnelle und kraftvolle Wechsel zu lasten der Geschichte und der Charakterentwicklung. Alle Figuren blieben etwas oberflächlich, wobei gerade die Kombination trauriger Vampir – Psychoanalyse sehr viel Spielraum geboten hätte.

Sfars sprachlicher Ausdruck und sein Schreibstil haben mich fasziniert, weil er es innerhalb von kurzer Zeit verstand klare Bilder zu entwerfen (leider manchmal etwas zu klar und detailliert). Aber gefesselt hat mich der Roman insgesamt nicht.

Leider hat der Verlag mit der Wahl des Klappentextes falsche Erwartungen hervorgerufen, da es nur einmal zu einer „therapeutischen“ Szene zwischen den beiden Protagonisten kommt. Statt dessen wurde ich mit vielen gewaltsamen Szenen konfrontiert, da ein Großteil des Buches auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkrieges spielt.