Rezension

Psychodrama um ein verschwundenes Kind

Das Labyrinth
von Sigge Eklund

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt / Klappentext:

Martin und Åsa Horn sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass für ihre elfjährige Tochter Magda kaum Aufmerksamkeit übrig bleibt. Als Magda plötzlich vermisst wird und der Verdacht die Eltern trifft, begeben sie sich auf eine nervenaufreibende Spurensuche ebenso wie Tom, Martins loyaler Kollege, und die Schulkrankenschwester Katja, die vor Magdas Verschwinden Narben und blaue Flecken am Körper des Mädchens entdeckt hatte.
Vier unzuverlässige Erzählerstimmen entführen den Leser in ein Labyrinth aus Schuldbekenntnissen und Indizien. Immer neue Irrwege tun sich auf, bis am Schluss eine überraschende Entdeckung wartet ...

Meine Meinung:

Habt ihr Spaß an Psychoanalyse? Dann ist dieses Buch genau das richtige für Euch..:-)

Der Klappentext ist nämlich ein bißchen irritierend, klingt er doch nach Thriller oder Krimi. Auch wird das Buch in der Werbung gerne mit "Gone Girl" verglichen, was meiner Meinung nach nicht zutrifft. Allerdings steht vorne auf dem Cover auch "Roman" und nicht "Thriller"!

Es gibt durchaus spannende Momente in dem Buch und man fiebert auf das Ende hin, fragt sich fortwährend, was mit dem verschwundenen Mädchen Magda passiert ist. Wurde sie ermordert und wenn ja, von wem? Allerdings bildet dieser Umstand eher den Hintergrund in dem Buch. Im Vordergrund stehen die Personen: zum einen die Eltern von Magda, Asa und Martin, und dann noch Tom, ein Kollege von Martin und dessen Freundin Katja.

Bereits der Anfang der Geschichte ist ungewöhnlich, weil er aus Sicht der Eltern erzählt wird, nachdem die Tochter bereits verschwunden ist. Asa, die Psycholgin, analysiert jeden und es wird deutlich, dass sie mit ihrer Tochter ebenso umgegangen ist, weil sie immer alles richtig machen wollte. Wie sich ihr Verhalten auf ihre Ehe und ihre Familie ausgewirkt hat, wird ausgiebig und teilweise etwas zu langatmig erläutert. Danach wird abwechselnd aus der Perspektive von Martin, Tom und Katja erzählt, wobei dies auch zu unterschiedlichen Zeiten geschieht. Die Sicht von Magda bleibt dabei allerdings völlig auf der Strecke, die kann man sich nur anhand der Geschehnisse selber zusammenreimen. Damit man nicht den Überblick verliert, sind die Kapitel jeweils mit dem Namen der Person und dem jeweiligen Zeitraum betitelt. Ich fand es aber alles sehr gut verständlich.

Die Story ist dabei gekonnt konstruiert, denn nach und nach erfährt man weitere Details über die Personen, wie sie alle miteinander verstrickt sind, wer wen kennt oder in Beziehung miteinander steht, obwohl die jeweiligen Partner nichts davon wissen. Das erinnert insgesamt tatsächlich an ein Labyrinth, das alle durchqueren und sich hin und wieder über den Weg laufen. So gesehen ist der Titel gut gewählt.

Hauptsächlich geht es im Buch meiner Meinung nach um Beziehungsanalyse, Distanz und Nähe. Die Charaktere waren mir dabei allesamt nicht gerade sympathisch, ihr Verhalten nicht immer gut nachvollziehbar oder zu verstehen. Dennoch fand ich die vielen Verstrickungen interessant und letztlich wird dann doch noch klar, wie es zum Verschwinden von Magda kommen konnte. Mehr möchte ich zum Ende nicht verraten, zumal es auch noch ein wenig rätselhaft bleibt.

Es handelt sich hier um einen recht anspruchsvollen Roman, der sehr in die psychische Tiefe der Personen geht, was man sicherlich mögen muss. Mir hat das einerseits gut gefallen, weil ich allzu oberflächliche Bücher nicht mag, es war aufgrund dessen aber manchmal auch ein bißchen langatmig, da hätte etwas mehr Tempo der ganzen Dynamik des Buches gut getan.

Dennoch war es mal etwas ganz anderes, da es nicht der typische Thriller war! Und weil ich gerne Abwechslung habe und Neues entdecke, vergebe ich hierfür gerne vier Sterne!