Rezension

Psychoedukation und nützliche Hilfestellung

Depression - viel mehr als Traurigkeit -

Depression - viel mehr als Traurigkeit
von Roger Pycha

Bewertet mit 4 Sternen

Auch für mich war die Depression als Erkrankung früher ein Tabuthema, das ich lieber gemieden habe. Als der Erfahrungsbericht eines bekannten Komikers den ersten Platz der Bestsellerlisten erklomm, las ich ihn interessiert und stellte fest, dass die thematische Ausklammerung psychischer Erkrankungen nicht vor ihnen schützt. Im Gegenteil: Die eigene Unwissenheit könnte das Selbsterkennen oder die Diagnose einer Depression leidvoll hinauszögern. Denn auch in der heutigen Zeit wird diese schwerwiegende psychische Erkrankung zu selten erkannt und therapiert. Das Buch "Viel mehr als Traurigkeit: Depression erkennen, verstehen und die richtige Behandlung finden" ist aus der professionellen Perspektive eines Facharztes geschrieben und erklärt für Laien die komplexen Erkrankungsmechanismen. Dr. Roger Pycha ist es mit seinem Buch ein Anliegen, Betroffene, Angehörige von Betroffenen und Menschen, die eventuell bestimmte Risiken mitbringen, über die Depression als Krankheitsbild aufzuklären. Der erste Buchteil befasst sich mit dem Erkennen einer Depression und benennt nicht nur deren Hauptsymptome, sondern zeigt auch auf, welche Verlaufsformen möglich sind und wie sich diese voneinander abgrenzen. Um das zuvor vermittelte theoretische Wissen zugänglicher zu machen, werden immer wieder auch Fallbeispiele beschrieben. Der zweite Teil des Buches trägt den Übertitel "Depression heilen " und listet anfangs eine Vielzahl an Maßnahmen auf, die Betroffene selbst umsetzen können. Hier gefiel mir der freundlich motivierende und zugleich dennoch sachlich ausgerichtete Schreibstil des Autors. Für mich persönlich habe ich aus den darauffolgenden Kapiteln am meisten mitnehmen können, denn ich wusste wenig über die verschiedenen Therapieoptionen sowie deren Erfolgsaussichten oder über das spannende Thema Gendermedizin im Kontext psychischer Erkrankungen. Als besonders lesenswert und wichtig empfand ich auch das Kapitel "Suizidprävention", denn einen Erste-Hilfe-Kurs für psychische Notlagen haben die wenigsten Menschen absolviert und ich hätte zuvor nicht gewusst, welche Fragen ich einer verzweifelt wirkenden Person stellen sollte, die eventuell über eine Selbsttötung nachdenkt. Die Sorge vor einem falschen Vorgehen wäre groß gewesen.

Im Sinne der Psychoedukation ist das hier vorgestellte Buch eine gute Wahl, aber auch Betroffene werden in diesem Sachbuch hilfreiches Wissen vorfinden, das ihnen bei der Entscheidung für eine passende Therapieoption hilft. Ein Buch, das Mut macht und zeigt, wie wichtig es für die Resilienzfähigkeit ist, die eigene Psyche besser kennenzulernen und im Erkrankungsfall, der gar nicht so selten auftritt, auch die richtigen Hilfsangebote zu kennen.