Rezension

Psychologisch dichter Familienroman

Sommer in Maine - J. Courtney Sullivan

Sommer in Maine
von J. Courtney Sullivan

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Sommerhaus an einem malerischen Strand in Main und eine Familie, die seit Generationen ihren Urlaub dort verbringt. Das klingt nach Idylle. Ist es aber nicht. In ihrem Roman „Sommer in Maine“ erzählt  Sullivan die Geschichte einer amerikanischen Großfamilie mit irischen Wurzeln. In den Mittelpunkt ihrer Erzählung stellt sie vier Frauen aus drei Generationen, deren Sehnsüchte und Probleme. Da ist zum einen die exzentrische Großmutter Alice, die seit dem Tod ihres Mannes fast das ganze Jahr über im Sommerhaus wohnt und nicht nur ein Geheimnis mit sich herumträgt. Enkelin Maggie wurde in New York von ihrem Freund verlassen. Deren Mutter Kathleen hat sich eigentlich vor Jahren vom Familienclan losgesagt und lebt mit ihrem Lebensgefährten, einem Althippie, in Kalifornien. Besonders hasst Kathleen ihre durchorganisierte Schwägerin Ann Marie, die Puppenhäuser bastelt und so versucht, das perfekte Zuhause zu kreieren. In diesem Sommer kommen die vier Frauen mehr oder weniger unfreiwillig im Sommerhaus zusammen und endlich werden die Karten auf den Tisch gelegt. „Sommer in Maine“ ist eine vielschichtige Familiengeschichte, die mir vor allem wegen seiner psychologischen Dichte sehr gut gefallen hat. Die Charaktere sind sehr einzigartig und extrem gut ausgearbeitet. Gut gefallen hat mir auch die Erzählweise: Die Geschichte wird immer abwechselnd aus der Sicht einer der vier Frauen erzählt. So bekommt man einen ganz guten Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten. Geschickt bindet Sullivan so auch etliche Rückblicke mit ein. Bald merkt man, dass das Hauptproblem in der Familie die fehlende Kommunikation ist und der Zwang, immer einen bestimmen Schein zu wahren. Wenn die Frauen dann zusammentreffen, kracht es richtig. Am Ende finden die vier zwar doch irgendwie zueinander und jede wächst über sich hinaus. Ein Friede-Freude-Eierkuchen-Ende ist es aber dennoch nicht. Ein Roman, der nicht so leichtfüßig daherkommt, wie Cover und Titel vermuten lassen. Dennoch ein lesenswerter Roman, der viele Themen anschneidet und auch zum Nachdenken anregt.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 23. August 2014 um 00:02

So richtig krachen tut es nur ansatzweise, selbst im/nach dem Streit wird schnell wieder zur alten Fassade zurückgefunden, allerdings gibt es da und dort ein paar Risse drin. Wie im richtigen Leben halt. Hat mir auch recht gut gefallen. Fehlende Kommunikation: unbedingt!