Rezension

Psychologisch hochwertig - Thrill nicht vorhanden

Ich soll nicht lügen - Sarah J. Naughton

Ich soll nicht lügen
von Sarah J. Naughton

Bewertet mit 4 Sternen

"Ich darf nicht lügen" ist ein sehr gelungener Roman, der viele spannende Facetten hat, aber mit einem Psychothriller leider wenig gemeinsam hat. Trotzdem konnte durch die Vergangenheitsbewältigung beider Protagonistinnen einiges an Spannung wahrnehmen, welches mich schockiert und auch dazu antrieb weiter in die Psyche beider Frauen einzutauchen. Lange bleibt im Dunkel verborgen, warum Abe in die Tiefe stürzt. Verdachtsmomente gibt es einige, aber die Wahrheit bleibt lange auf Lügen aufgebaut, da sich einfach zu viele Ungereimtheiten häufen. Mags lädt uns ein, ihren Bruder besser kennen zu lernen und es schockiert und fasziniert gleichermaßen. 
Die gemeinsame Vergangenheit ist ebenso grausam wie die von Jody. Anders, aber ebenfalls ein Zeichen von Traumata und Eltern, die es nicht wertschätzen Kinder zu haben. Es hat mich mitten ins Herz getroffen und der Ausdruck "Wolf" gleich zu Beginn ist mehr als zutreffend. Mags und auch Abe schaffen es, sich ein Leben fernab der Eltern aufzubauen und dennoch sind diese immer noch präsent. Jody flüchtet sich in Lügen, um ihr Leben zu ertragen. Wer kann es ihr verdenken? Dennoch empfand ich den Titel im Nachhinein wenig passend. 
Erzählt wird die Story in drei Perspektiven erzählt und dies verwirrt anfangs sehr, dennoch kann es dem Buch damit eine gewisse Spannung geben, denn die drei Frauen erleben unterschiedliches, was zum Ende hin, dann eine Einheit verleiht. Das gemeinsam Erlebte verleiht den drei Frauen eine gewisse Stärke, um erstens zu verarbeiten und zweitens herauszufinden, was wirklich geschah und letztendlich auch, um zu bestrafen. Der Weg dahin ist unglaublich und hat mich zutiefst erschüttert. 
Im Gesamtpaket lässt sich "Ich darf nicht lügen" sehr gut lesen und hat trotz kleiner Schwächen ein gewisses Potential, um seine Leserschar zu fesseln. Ich konnte zwar keinen Psychothriller wahrnehmen, empfand das Buch deshalb aber nicht schlechter. Zum Ende hin fügt sich alles ineinander und konnte mich daher überzeugen. Gerne eine Leseempfehlung!