Rezension

Psychologisches Familiendrama mit Thrillerelementen

Die gute Tochter
von Karin Slaughter

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte beginnt mit dem grausamen Ereignis im Jahr 1989, dass das Leben der Familie Quinn für immer verändern soll. Zwei Täter dringen auf der Suche nach Rusty, dem Familienvater und Rechtsanwalt, in das Haus der Familie ein. Die Schwestern Samantha und Charlie müssen mit ansehen, wie die Situation eskaliert und ihre Mutter Gamma, bei dem Versuch ihre Töchter zu schützen, erschossen wird. Die Täter treiben die Mädchen in den nahe gelegenen Wald und wollen die unliebsamen Zeuginnen ebenfalls loswerden.

28 Jahre später sind Samantha und Charlie, die den brutalen Übergriff damals überlebt haben, beide Rechtsanwältinnen geworden, wie ihr Vater Rusty. Aber beide leiden bis heute unter dem Trauma der damaligen Ereignisse, Samantha sogar unter erheblichen körperlichen Beeinträchtigungen. Während Samantha ihre Heimat verlassen hat, lebt Charlie immer noch in der beschaulichen Kleinstadt und teilt sich mit ihrem Vater ein Büro.
Doch dann gerät Charlie durch einen dummen Zufall in einen Amoklauf an ihrer ehemaligen Schule, bei dem ein Lehrer und eine Schülerin getötet werden. Rusty übernimmt die Verteidigung der Amokschützin und wird wenig später vor seinem Haus niedergestochen und schwer verletzt. Samantha kehrt zurück in ihre Heimatstadt und übernimmt auf Rustys Bitte die Verteidigung.

Geprägt ist die Geschichte von den Fragen, was genau bei dem Amoklauf in der Schule geschah, wer Rusty niedergestochen hat und ob es eine Verbindung zu den Ereignissen vor 28 Jahren gibt.
Und so dreht sich die Handlung vordergründig mehr um die Aufarbeitung des Familiendramas als um die Aufklärung des Kriminalfalls. Von den Ermittlungen der Polizeibehörden erfährt man relativ wenig, lediglich den Teil, an dem Samantha als Anwältin und Charlie als Zeugin beteiligt ist.
Im Fokus stehen die beiden Schwestern, die sich seit den damaligen Vorfällen nicht mehr besonders nahe stehen. Sie setzen sich mit der aktuellen Situation auseinander aber auch mit ihrer Beziehung zueinander und den damaligen Ereignissen. In Rückblicken erfährt der Leser was mit den beiden damals wirklich geschah und erfährt dabei überraschende Details. Obwohl dadurch vieles klar wurde und die Autorin auch versucht beide Figuren vielschichtig und mit Tiefe darzustellen, ist es mir nicht gelungen, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Auch Rusty blieb für mich ziemlich blass.
Gefesselt hat mich aber die Frage nach den Zusammenhängen und dem Motiv für den Amoklauf. Die Spannung flacht allerdings nach den blutigen Ereignissen zu Beginn deutlich ab und erhöht sich erst zum Ende wieder deutlich.
Das Ende klärt aber dann alle Zusammenhänge auf und lässt keine Fragen mehr offen. Insgesamt wirkte der Plot auf mich aber ein bisschen zu konstruiert, wenn auch alle Fäden sehr geschickt verknüpft wurden.
Gewarnt seien alle zartbesaiteten Leser, denn viele der grausamen und brutalen Geschehnisse werden sehr detailliert beschrieben.

„Die gute Tochter“ ist mehr ein psychologisches Familiendrama als ein Thriller.
Manches wurde mir zu ausschweifend erzählt und anderes kam zu kurz aber insgesamt konnte mich die Geschichte doch aufgrund ihrer Thematik fesseln und trotz kleiner Schwächen gut unterhalten!

Fazit: 4 von 5 Sternen

 

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© Fanti2412