Rezension

Psychothrill vom Feinsten

Niemand stirbt allein - Martin Krist

Niemand stirbt allein
von Martin Krist

Bewertet mit 5 Sternen

Mein erster Psychothriller von Martin Krist und wow. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wie ich nur ansatzweise wiedergeben soll, was ich dabei empfunden habe. Welche Hölle und welche Verzweiflung, ich dabei durchlebt habe.
Als Thriller Autor ist er ein Meister seines Fachs, aber im Bereich der Psychothriller legt er nochmal ein Schippe obendrauf.

Stell dir vor, dein Ehemann wird für dich und deine Familie eine ernstzunehmende Bedrohung .
Was tust du?
Tiefste und brennende Verzweiflung durchströmt dich. Du verlierst dich, rennst um dein Leben und nimmst alles, wirklich alles als Bedrohung war.
Wem kannst du trauen?
Kannst du dir überhaupt selbst vertrauen und was ist, wenn die Wahrheit dahinter noch viel grausamer ist, als du dir je vorstellen könntest?
Tabea ist in diesem Stück der Dreh- und Angelpunkt. Um sie und um ihr ganz persönliches Horrorszenario geht es hier.
Ich mochte Tabea von Anfang an. Sie hat mich wirklich bewegt , sie ist mir unter die Haut gegangen und ich erlebte ihr Grauen am eigenen Leib.
Ich wollte sie beschützen, zu ihr eilen und sie einfach halten.
Diese kleine Person mit einer so zerbrechlichen Seele, drohte vor meinen Augen zu zersplittern und in alle Einzelteile zu verfallen. Wie bitte, soll einem das nicht nahe gehen? Als Mutter, konnte ich es besonders gut nachempfinden.
Ihre Ängste, ihre Wut,ihr Schmerz, brannten sich tief in mir ein, ich litt und zitterte in jeder Sekunde mit ihr mit.
Dadurch das man Tabeas Perspektive erfährt, ist sie unglaublich lebendig und präsent. Sie ist authentisch und ich hatte einfach das Gefühl, mich direkt neben ihr zu befinden.
Auch die Nebencharaktere sind sehr gut ausgearbeitet und greifbar.
Geheimnisse die in der Luft schwelen und zu keinem Moment gibt es ein durchkommen durch diesen Wulst an Informationen und Eindrücken.
Die Angst und Panik ist allgegenwärtig und legt sehr viel Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit über das Geschehen.
Es hat mir schier das Herz herausgerissen, bei dem, was ich hier erlebte.
Ich wollte wirklich nur kurz reinlesen, aber ich klebte fest am Reader. Weglegen war unmöglich.
Die Spannungskurve war so extrem hoch, das ich einfach nur wissen wollte, was dahintersteckt.
Denn das da etwas ist, war offensichtlich.

Der Schreibstil ist unglaublich fesselnd und bildhaft. Das ganze entwickelte einen Sog, dem man nichts entgegenzusetzen hat.
Es hat mich gepackt , zum nachdenken gebracht und nicht eine Sekunde mehr losgelassen.
Irgendwann brandete in mir die Frage auf, worum es hier wirklich geht. Ich war so geschockt und entsetzt von den ganzen Geschehnissen, das ich nicht dahinterkam.
Tabea verändert sich immer mehr und ihr Umfeld schien sich dem anzugleichen.
Verfolgungswahn, Paranoia und Verzweiflung.
Trauer, Verlust und schiere Ausweglosigkeit.
Meine Nerven war zum zerreißen gespannt.
Gekonnt wird hier mit den Ängsten der Leser gespielt. Ein Abgrund jagt den nächsten und die Fragen wollen kein Ende nehmen.
Keine Erlösung. Kein Ausweg.
Nur ein großes Nichts, das alles in den Abgrund zieht , was sich ihm in den Weg stellt.
Was ist Schein, was ist Sein?

Die Handlung ist unglaublich wendungsreich und atemlos lechzt man nach jeder weiteren Seite.
Martin Krist gelingt hier ein sehr nervenzehrender und intensiver Psychothriller, in dem es um das eigene Ich und die Frage nach dem Warum geht.
Er besticht durch Höhen und Tiefen und kommt nicht einen Moment zum Stillstand.
Das Ende hat mir vollkommen den Boden unter den Füßen weggezogen und mich völlig dahingerafft.
Ich wusste nicht mehr wo und wer ich war.
Ich fühlte und zitterte einfach nur stumm mit.
Dieser Roman zeigt auf wie unglaublich groß seelischer Schmerz werden kann, das er alles verändert und man Grenzen überschreitet, die man nicht für möglich halten würde.
Ein Roman der definitiv nach mehr schreit und für mich ein absolutes Jahreshighlight darstellt.

Fazit:
uh. Wow. Ich bin platt , am Ende und weiß definitiv nicht was ich sagen soll.
Dieser Psychothriller sprengt jegliche Grenzen und zeigt auf, wie tief und allumfassend Schmerz sich äußern kann.
Er brennt sich ein, fordert und vernichtet alles und jeden.
Mir ist die Story um Tabea unglaublich unter die Haut gegangen, hat mich Nerven gekostet und letztendlich hat es mich emotional vollkommen um den Verstand gebracht.
Wer Psychothriller liebt, darf hier auf keinen Fall daran vorbeigehen.
Denn Martin Krist spielt gekonnt mit den Ängsten der Leser und zeigt auf , zu welchen Höchstleistungen der menschliche Körper fähig ist.
Eine nervenzehrende und emotionale Handlung , die mit einer großartigen Protagonistin und einer Thematik punktet, die einfach nur unglaublich bewegt und beschäftigt.
Psychothrill vom Feinsten.
Ein Thriller der eisige Schauer über den Rücken jagt und besonders auf der psychologischen Ebene sehr gut ausgearbeitet ist.
Ein absolutes Jahreshighlight. Ich lechze nach mehr.