Rezension

Psychothriller mit Ecken und Kanten der es dennoch in sich hat

Am Abgrund seiner Seele - Dania Dicken

Am Abgrund seiner Seele
von Dania Dicken

Bewertet mit 3 Sternen

Andrea ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Nach dem Unfalltod ihrer Familie verschlägt es sie nach England um dem Schmerz zu entfliehen aber vor allem um Psychologie zu studieren.

In unmittelbarer Nähe der Uni, an der sie studiert, wird ein Vergewaltiger auffällig, der blonde Studentinnen missbraucht.

Nach einer Spätvorlesung wird Andrea Zeugin eines dieser Überfälle und greift den Täter an um dem jungen Opfer zu helfen. Doch damit bringt sie sich in äußerste Gefahr.

 

Die Autorin präsentiert eine mutige und äußerst willensstarke Protagonistin.

Ich hätte mich vermutlich nicht getraut einen bewaffneten Verbrecher anzugreifen.

Allerdings bin ich was den Charakter „Andrea“ angeht etwas hin und her gerissen.

Manchmal erscheint sie irgendwie mechanisch und klugscheißerich wenn sie ihr Wissen in der Fachrichtung „Fallanalyse“ zum Besten gibt. Dann erscheint sie in meinen Augen kühl und unsympathisch.

Dazu habe ich mich die ganze Zeit über gefragt warum Andrea nach dem Vorfall mit der Polizei zusammenarbeitet. Ich meine, sie ist Studentin und hat mal einen Kurs in Fallanalyse belegt aber kann die Polizei wirklich einer „Augenzeugin“ Einblicke in vertrauliche Akten gewähren? Warum bezieht die Polizei Andrea in den Fall mit ein und lässt sie ein Täterprofil erstellen? Hat die Polizei nicht die Möglichkeit einen ausgebildeten Profiler ran zuziehen?

Das sind alles Fragen, die für mich bis zum Ende unschlüssig bleiben.

Trotz allem wird Andrea bei Weitem nicht so kalt und emotionslos dargestellt wie es zu Beginn den Anschein macht. Als die Taten immer brutaler werden bis hin zu Mord, merkt man schnell wie sehr es die junge Frau mitnimmt und das sie sich sogar durch ihr Eingreifen Schuld an den verhärteten Übergriffen des Täters gibt.

 

Der Schreibstil hat mir die meiste Zeit über richtig gut gefallen. Oft hing ich regelrecht an den Seiten und war gefesselt vor Spannung.

Zeitweise hatte ich allerdings das Gefühl aus der Geschichte gerissen zu werden weil Erklärungen ala „Lehrbucheintrag“ folgten. Was sehr schade war, da man merkt, dass die Autorin eigentlich Ahnung hat von dem was sie da beschreibt.

Besonders gelungen fand ich die in kursiv dargestellten Einschübe aus Opfer- oder Tätersicht. Das hat alles in allem sehr realistisch wirken lassen und ich war mehr als nur einmal entsetzt über die Grausamkeit, die die Autorin wirklich ansehnlich zum Ausdruck bringen konnte.

 

Das Ende wiederum war mir zu glatt. Die Ereignisse überschlagen sich und es hatte den Anschein alles „schnell“ zu einem Abschluss bringen zu wollen. Das war mir persönlich teilweise zu überstürzt und „too much“.

 

Fazit & Bewertung

 

Trotz einiger Unschlüssigkeiten und einem überstürzten Ende mangelte es keineswegs an der nötigen Spannung.

Vor allem das Talent mit welcher Grausamkeit die Autorin die Taten des Vergewaltigers beschreibt und den psychischen Zustand der Opfer darstellt, lässt es einem als Leser den Atem verschlagen.

Die Fakten über das Profiling hätten für meinen Geschmack etwas interessanter rübergebracht werden können aber insgesamt war es ein fesselnder Thriller.

 

3***