Rezension

Puk und Ariel

Die Seiten der Welt
von Kai Meyer

Bewertet mit 5 Sternen

INHALT:

„Während sie die Stufen zur Bibliothek hinablief, konnte Furia die Geschichten schon riechen: den besten Geruch der Welt.“

Furia Salamandra Faerfax lebt mit ihrem kleinen Bruder Pip und ihrem Vater auf dem Landsitz der Familie mitten im Nirgendwo. Furia liebt Bücher, die alte unendlich große Bibliothek in den Tiefen des Hauses und besonders die Geschichten des Autors Siebenstern. Seine Bücher erinnern sie an ihre verstorbene Mutter. Zwischen all den Geschichten ist Furia auf der Suche nach ihrem Seelenbuch. Mit ihm will sie ihre Magie und die Macht der Worte entfesseln. Doch dann ändert sich von einem Moment auf den anderen ihr ganzes Leben: Ihr Bruder wird entführt, sie muss um sein Leben kämpfen und landet schließlich in der Bücherstadt Libropolis. Dort in der Stadt der verschwundenen Buchläden, an den Grenzen der Nachtrefugien, tritt sie auf Cat, die Diebin im Exil, und Finnian, den Rebell. Gemeinsam ziehen sie in einen Krieg – gegen die Herrscher der Bibliomantik, die Entschreibung aller Bücher und natürlich der Rettung Pips.

 

EIGENE MEINUNG:

Bei diesem Buch ist es mir besonders schwer gefallen den Klappentext mit annähernd eigenen Worten nachzubilden. Wie bei allen Büchern von Kai Meyer die ich bisher gelesen habe steckt so viel mehr in dieser Geschichte als man auf den ersten Blick denkt. Wer ein sanftes, oberflächliches und fröhliches Fantasiebuch sucht ist meiner Meinung nach hier komplett falsch. So ging es mir bereits bei der Alchimistin und auch bei der Reihe um Merle.

Zum Cover kann ich nur sagen, dass ich es einfach zauberhaft finde! Es steht bei mir ganz vorne im Regal, damit man es von vorne betrachten kann und schimmert mit seinem goldenen Druck durch mein Wohnzimmer. Die feinen Linien können mich immer wieder begeistern und der dunkle Hintergrund lässt es so edel und geheimnisvoll wirken, dass ich es ständig zur Hand nehmen möchte! Besonders liebe ich die Origamis die sich überall tummeln. Auch auf den Innenseiten und ohne Schutzumschlag gefällt mir das Buch sehr gut und flüstert von einer anderen Welt!

Wie gesagt sind die Bücher von Kai Meyer für mich alles andere als leichte Lektüre, was nicht heißen soll, dass man nicht geradezu durch die Seiten fliegen und in der Geschichte versinken kann. Aber da gibt es eine äußerst komplexe Geschichte, eine tiefgründige Welt, es ist teils düster und nicht nur kindlich schön. Es gibt Tod, harte Szenen, Trauer und Dünsternis und für mich erschafft er stets Welten die mich auch nach längerem noch nicht wirklich loslassen. Etwas vergleichen kann ich es vielleicht mit der Tintenherz-Trilogie von Cornelia Funke.

Das Abenteuer das die Protagonisten erleben bringt sie an ihre Grenzen, stellt ihnen neue Gefährten an die Seite und Feinde in den Weg und nicht alles ist sofort zu durchschauen. Manchmal war ich sogar regelrecht verwirrt. Die Welt in sich ist jedoch geschlossen und plausibel, wenn auch für mich noch absolut nicht zu überblicken. Die Bibliomantik aber ist eine herrliche Idee und muss wohl so jedem Buchliebhaber irgendwie gefallen! Hier merkt man auch, dass nicht alles Gold ist was mit Büchern zu tun hat: Sprechende und versklavte Bücher, herausgefallene Charaktere, tyrannische Herrscher...

Die Figuren im Buch sind vielfältig und nicht immer so einfach zu durchschauen. Furia selbst ist jung –man hat hier keinen erwachsenen Charakter vor sich und das merkt man auch – aber schlau und mutig. Ihre Helfer sind rebellisch und sorgen nicht nur für reine Harmonie! Mir gefällt es besonders, dass hier nicht Furias Liebesgeschichte erzählt wird – ich kann keine so einfach gestrickten Bücher mehr sehen! Ihre Gegner sind wahnsinnig stark und unerbittlich – das ist nicht immer etwas für die Kleinsten! Insgesamt ergeben die Charaktere für mich ein tolles Bild, sind abwechslungsreich, ergänzen sich an manchen Stellen und haben doch ganz verschiedene Standpunkte und Ziele die erst nach und nach heraus kommen. Hier zeigt sich auch wie breit die Welt von Kai Meyer hier angelegt ist und welche Standpunkte man innerhalb vertreten kann! Hier gibt es Herrscher, Rebellen, Händler, Untertanen, Außenseiter und vieles mehr. An jeder Ecke ist etwas neues zu entdecken, ein Zusammenhang zu finden – es wimmelt von fantastischen und doch so real erscheinenden Ideen.

Wir erleben Furias Geschichte durch einen außenstehenden Erzähler und auch dies trägt dazu bei, dass ich überhaupt nicht absehen konnte in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln würde. Man muss dabei bleiben um Schritt halten zu können, gerade auch weil die Charaktere – jeder für sich – wahrhaft „speziell“ sind. Dabei möchte ich noch sagen, dass mein Liebling nicht mal ein Mensch ist, sondern Furias Seelenbuch – mit seiner Garstig- und doch Herzlichkeit hat es mich wirklich um den Finger gewickelt! :)

Schön fand ich auch, dass bei manchen Ausgabe ein Lesezeichen im Buch war – mit der Aufschrift „Libropolis“ – welches in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt! Begeistern konnten mich außerdem die „Wesen“ die sich im Keller der alten Bibliothek der Fairfax herum treiben – ach war das abenteuerlich! Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass mich etwas im Vergleich zu anderen Büchern verwundert und begeistert hat: Wir kennen zu viele Helden, die ihre Familie, ihre Lieben, sich selbst für das höhere Wohl opfern wurden – das ist hier auf jeden Fall nicht so…

 

FAZIT:

Für mich ein wahrhaft großes Abenteuer! Nicht immer einfach zu durchschauen, nicht immer locker leicht, sondern auch düster, gruselig und hart. Aber eine Welt die jeden Bücherliebhaber irgendwie begeistern muss: Stellt euch vor – Bäume an denen Lesebändchen wachsen! ;)