Rezension

Punktlandung

Dead of Winter (Dead Seasons, #2) - Kealan Patrick Burke

Dead of Winter (Dead Seasons, #2)
von Kealan Patrick Burke

Bewertet mit 5 Sternen

"Winter came, as harsh as grief. The earth grew icy teeth; the ground froze. (...) And snow fell endlessly, whispering rapturously of autumn's death. The cold clambered at the house, huffed at the sills, trying to find a way in. It needn't have bothered. It was plenty cold inside."

Bereits diese wenigen Zeilen reichen, um ein Gefühl dafür zu vermitteln, mit welcher Kraft Kealan Patrick Burke den Leser immer wieder auf's Neue packt. "Dead of Winter" beinhaltet sieben Kurzgeschichten, denen das Thema Winter zugrunde liegt. Es ist Band 2 aus der Reihe "Dead Seasons". Band 1 ("Dead Leaves") werde ich auf jeden Fall auch noch lesen, spätestens an Halloween.

Die erste Geschichte aus dieser Sammlung kannte ich bereits aus einer anderen Anthologie, doch auch beim erneuten Lesen hatte ich wieder Gänsehaut. "Snowman" ist die perfekte Eingangsstory, die definitv Lust auf mehr macht. "Doomsday Father Christmas" ist eine ernste und nachdenklich stimmende Geschichte, die unser Konsumverhalten und unsere Einstellung zum Weihnachtsfest in einer ganz speziellen Art und Weise thematisiert. Zu dieser Geschichte schreibt Burke in einer kurzen Einleitung einige Worte, da ihn die Kinderzeichnung eines Freundes inspiriert hat. Es ist für mich immer wieder besonders, an den Gedanken des Autors teilhaben zu dürfen. Das macht die Lektüre noch intensiver. Geschichte Nummer Drei "Black Static" ist kurz, dafür aber sehr intensiv und traurig. "Visitation Rights" ist eine dieser Geschichten, die man direkt mehrmals lesen muss, weil sie einen den Boden unter den Füßen wegzieht. Nach diesem Faustschlag brauchte ich eine Pause, um wieder atmen zu können. Definitiv mein Favorit in dieser Anthologie. Mit "Home" holt Burke erneut zum Magenschwinger aus, denn auch diese Story ließ mich sprachlos und ein wenig traurig zurück. Das Eingangszitat oben stammt aus "The Quiet" – eine Geschichte, in der es um Verlust, Trauer, Verzweiflung und Reue geht. Die Wirkung ist hier unmittelbar, diese Geschichte schmerzt förmlich beim Lesen. Und schließlich rundet "They Know" diesen Storyreigen mehr als würdig ab. Eine Geschichte wie ein Film – unglaublich spannend, düster und atmosphärisch.

Im Anhang gibt es noch ein besonderes Bonbon: Buchempfehlungen des Autors für die kalte Jahreszeit. Meine Leseliste ist sprunghaft angestiegen, denn seine Buchtipps sollte man nicht ignorieren, ich bin bereits einigen gefolgt und war niemals enttäuscht.

Und wenn das bisher Geschriebene nicht ausreicht, um den geneigten (Horror-)Leser vom Kauf zu überzeugen, so wird das unglaublich tolle Cover wohl den letzten Schubs geben. Der Autor kann nicht nur wahnsinnig gut schreiben, er gestaltet auch noch die Cover seiner Bücher selbst. Und auch das gelingt ihm hervorragend. Kreativität kennt bei diesem Mann anscheinend keine Grenzen. Chapeau!

Fazit

Kealan Patrick Burke zählt für mich definitiv zu den ganz großen Autoren, insbesondere im Metier der Kurzgeschichten liefert er immer punktgenau ab. Diese Anthologie ist alles das, was man als Horrorleser von einer guten Winter-/Weihnachtslektüre erwarten kann: Atmosphärisch dicht, schockierend, berührend, gruselig und wie ein unerwarteter Schlag in den Magen. Gehen Sie nach Hause, schüren Sie das Kaminfeuer, greifen Sie sich eine Decke und dieses Buch aber vergessen Sie nicht, die Fenster und Türen zu verriegeln – NIEMALS.