Rezension

Puppen, Kunst und Schmetterlinge

The Doll Factory - Elizabeth Macneal

The Doll Factory
von Elizabeth Macneal

Bewertet mit 5 Sternen

Ich durfte den Roman „The Doll Factory“ der Autorin Elizabeth Macneal im Zuge einer Leserunde bei der Lesejury lesen und möchte mich gleich einmal herzlich dafür bedanken, meine Rezension wurde davon aber nicht beeinflusst, auch wenn ich gleich vorweg sagen muss, dass ich begeistert war.

„The Doll Factory“ spielt in London zur Mitte des 19. Jahrhunderts, die ganze Stadt ist im Bann der ersten Weltausstellung. Auch die Protagonistin Iris ist davon gefesselt. Iris und ihre Zwillingsschwester schuften in einem Puppenladen und stellen Puppen her, allerdings träumt Iris von Höheren, sie will malen. Als sie die Möglichkeit erhält für Louis Frost, einem Mitglied der präraffaelitischen Bruderschaft Modell zustehen und von ihm zu lernen, ergreift sie ihre Chance, obwohl sie als Malermodell ihren guten Ruf verliert. Man kann sagen, dass das der historische Teil des Romans ist, gut recherchiert, voller interessanter Fakten zu der Zeit und zur Gesellschaft. Aber es gibt noch eine zweite Ebene in diesem Roman und den kann ich eigentlich nur als Psychothriller bezeichnen, denn Iris hat einen stillen Verehrer und mit dem Hinweis auf Psychothriller wird schnell klar, es ist ein Stalker – doch mehr will ich hier gar nicht verraten.

Erzählt wird von einem Allwissenden Erzähler, der den einzelnen Protagonisten folgt und von ihnen und ihren Schicksalen berichtet, aber das auf eine äußerst packende und fesselnde Art und Weise. Abgewechselt oder auch bereichert wird das Ganze durch Briefe und Artikel, die teils wichtige Hinweise zum Handlungsgeschehen liefern. Mit ihrem flüssigen und auch etwas unkonventionellen Schreibstil hat mich die Autorin von der ersten Seite in ihren Bann gezogen und der kontinuierliche Spannungsbogen mit der dunklen, aber schwer fassbaren Bedrohung hat mich das Buch kaum aus der Hand legen lassen. Wer Lust hat auf einen gutrecherchierten und ungeschönten historischen Roman aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einem ganz gehörigen Thrilleranteil ist hier bestens unterhalten.