Rezension

Puzzlespiel!

Ich. Darf. Nicht. Schlafen. - Steve Watson

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
von Steve Watson

Bewertet mit 4 Sternen

Dies ist einer der ganz wenigen Thriller in meiner Bibliothek. Ich habe mir das Buch gekauft, weil der Klappentext sehr vielversprechend war und ich schlicht mehr wissen wollte!
Wir erleben die Geschichte mit den Augen und Gedanken einer Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat. Der Leser wird mitten ins Geschehen geworfen: Eine Frau wacht morgens in einem fremden Bett in fremder Umgebung neben einem fremden Mann auf. Sie denkt, sie habe einen One-Night-Stand gehabt, wie das für Frauen Mitte 20 gar nicht mal so unüblich ist. Doch als sie ins Bad geht, stellt sie mit Schrecken fest, dass sie Mitte 40 ist, und sieht Fotos an der Wand, die sie zusammen mit einem ihr unbekanntem Mann zeigen - ihrem Ehemann. Als dieser stellt sich der Mann heraus, neben dem sie aufgewacht ist. Er erklärt ihr die Situation, und mit ihr natürlich dem Leser, denn der erfährt nur so viel wie die Ich-Erzählerin. Sie hat Amnesie und vergisst jeden Tag wieder aufs neue, was gestern war, d.h., ihr Kurzzeitgedächtnis ist stark eingeschränkt, ebenso die Erinnerung an die letzten 20 Jahre. Ein Autounfall habe ihre Amnesie verursacht. nach und nach lernt der Leser also die Ich-Erzählerin kennen - und das macht wirklich Spaß! Auch wir setzen Puzzleteilchen für Puzzelteilchen zusammen, erfhren mehr, stellen uns Fragen und verstehen vor allem, dass der Mensch eigentlich nur wirklich mensch ist, wenn er eine Vergangenheit, sprich Erinnerungen hat. Insofern entwickelt sich der als Thriller angelegte Roman vorerst als Drama. Doch mit der Zeit erfährt man mehr: Die ich-Erzählerin wird von ihrem Arzt angeleitet, Tagebuch zu führen: Dieses macht auch den Hauptteil des Buches aus. Und so finden sowohl die Amnesie-Patientin als auch der Leser Stück für Stück heraus, dass so einiges im Leben der Protagonistin nicht passt. Auch der Ehemann wirkt hin und wieder sehr merkwürdig und irritierend in dem, was er sagt und tut. Ist wirklich alles so, wie er es darstellt?

Fazit: Da der leser immer nur genauso viel erfährt wie die Protagonistin, wirken der Aufbau und die Erzählweise des Buches sehr spannend. Man will einfach mehr erfahren, will an der Seite der Ich-Erzählerin herausfinden, was in der Vergangenheit passiert ist. Andererseits "hängt" die Geschichte aber auch manchmal, weil m.E. zu wenig bzw. zu selten diese Ungereimtheiten und damit die Spannungsmomente präsentiert werden. So bleibt die Rasanz des Thrillers teilweise auf der Strecke. Der Autor arbeitet aber konsequent auf das Ende hin, das denn auch - zumindest für mich - zufriedenstellend gelöst wird. Allerdings wird die Auflösung dann doch etwas zu schnell abgehandelt für meinen Geschmack.
4 von 5 Punkten.