Rezension

Qualitativ weit von Kings Sternstunden entfernt

Puls - Stephen King

Puls
von Stephen King

Bewertet mit 3 Sternen

Handlung:

Von einem Moment auf den anderen bricht in Boston die Hölle aus. Denn jeder der mit einem Handy telefoniert wird plötzlich zur seelenlosen Mordmaschine. Und da der Grund hierfür natürlich erst einmal unbekannt ist, greifen immer mehr Leute, sei es um den Notruf zu wählen oder nur ein simples "Boah Ey" loszuwerden, zum geliebten Taschenkommunikator.

Einige Stunden später hat die Welt wie wir sie kennen aufgehört zu existieren. Die wenigen normal gebliebenen Menschen müssen sich vor den Handy-Verrückten verstecken oder werden grausam dahingemeuchelt.

Vor diesem Hintergrund macht Clay, der Hauptprotagonist, sich mit einer kleinen Gruppe auf, den Verbleib seiner in Maine (wo auch sonst) lebenden Familie zu klären. Unterwegs müssen sie feststellen, dass die Amokläufer ungeahnte Fähigkeiten entwickeln und beginnen die Handy-Verückten gnadenlos zu dezimieren.

In Maine dann wartet eine böse Überraschung auf die Reste des kleinen Zufallsteams.

State:

Nach dem Lesen des Klappentextes und einiger Kundenrezensionen hatte ich endlich mal wieder ein wirklich gutes Stephen King Buch erwartet, denn die Beschreibung "Apokalypse und wenige Überlebende auf dem Weg nach irgendwo" erinnern schon stark an "The Stand", einem der besten Romane des Horror (ist er das?) Autoren.

Doch leider wird diese Qualität bei Weitem nicht erreicht. Was sehr viel versprechend mit Spannung und Action beginnt, wandelt sich bereits nach etwa Zwei-Fünftel des Buches in ein überschaubares Allerlei, dass weder sonderliche Höhepunkte, noch die zumindest von mir bei King so geliebten detaillierten Charakterbeschreibungen bietet. So musste ich den Roman denn auch schnell zu Ende lesen, da sonst die Gefahr bestanden hätte, dass er im Regal der "Nicht zu Ende gelesenen Bücher" endet. Der Schluss dann versöhnt ein wenig, macht nachdenklich, ist überraschend und der Story würdig, dürfte aber vielen Lesern als unbefriedigend erscheinen.

Aber vielleicht ging es Stephen King bei diesem Roman ja auch eher um eine Allegorie.

Denn ihm - als bekennenden Handy-Hasser - platzte vielleicht irgendwann der Kragen, als er im Real Life wieder einmal ein besonders nerviges Exemplar der Gattung "Handy-Verrückt" (ein Begriff, der im Buch immer wieder süffisant genutzt wird) über den Weg lief.

M. E. ist sein Roman durchaus als Sinnbild auf das tägliche Leben gemeint. Auf der einen Seite die Handylosen Normalos, die nur in Ruhe und Frieden ihr Leben leben wollen. Auf der anderen - und wer kennt sie nicht - Mitmenschen, die alle Hinweise und Warnungen ignorierend z. B. auch im Krankenhaus, in der Nähe von Schwangeren, im Flugzeug, Kino, Konzert oder Bahn und Bus geradezu zwanghaft zum Handy greifen müssen, um zu demonstrieren wie ach so toll (wichtig?) sie und ihre Angelegenheiten doch sind. Das sie ihrer Umwelt dabei ordentlich auf den Senkel gehen, an bestimmten Orten sogar Gefahren auslösen können, ist einigen Vertretern dieser Spezies offensichtlich egal. Immerhin können zumindest Trickdiebe, Erpresser und Nötiger etwas mit den öfters schon mal vertraulichen Gesprächsinhalten anfangen.

So ist dieses Buch sicherlich auch als Denkanstoß in Hinblick auf das seltsame Verhalten einiger rücksichtsloser Zeitgenossen gegenüber ihren Mitmenschen zu sehen.

Fazit: Lesezeit für Vielleser etwa 6 Stunden, Gelegenheitsleser entsprechend länger.

Dieser Roman, obwohl nicht wirklich schlecht, bietet leider (wieder) nicht die Qualität, die man aus quasi allen älteren King Werken kennt. Trotz einiger Schwächen durchaus konsumierbar, wird bei "Puls" zumindest der erfahrene King Fan nicht den alten Thrill empfinden.

Tipp: