Rezension

QualityLand, QualityKling

QualityLand - Marc-Uwe Kling

QualityLand
von Marc-Uwe Kling

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch besticht zuallererst durch sein extrem schickes und schlichtes Cover. Ein schöner Kontrast zum Inhalt. Die Einführung steigert die Spannung des Lesers noch einmal. Das Buch ist, wie bereits von einem Kling erwartet, ein absoluter Lesegenuss. Wortschöpfungen wie „Big Business Consulting“ und „Country Identity“ führen dazu, dass man dieses skurrile Buch nicht mehr aus der Hand nehmen will und teilweise laut auflacht. Der Kontrast zwischen dem „sinnlosen“ Leben von Peter Arbeitsloser und dem ganzen identitätsfüllenden Schnick Schnack. Peter ist ein Außenseiter in seiner Gesellschaft und wirkt dadurch umso sympathischer. Der Bezug zu „alten“ Problemen in Quality Land wie zum Beispiel das Nichtlesen der AGBs sorgt dafür, dass man eine Verbindung zwischen Gegenwart und möglicher Zukunft in Quality Land herstellt.

Kling spielt hervorragend mit Elementen von heute und seiner was-wäre-wenn Visionen. Teilweise erschrickt man selbst und immer wieder stellt man sich selbst die zentrale Frage: Will ich diese Welt überhaupt? Will ich mich so abhängig von Maschinen machen und mein Leben in die Hände anderer geben?

Die schwarzen Seiten mit den unterschiedlichsten Anzeigen lockern das Buch sehr gut auf, stören den Lesefluss allerdings nicht.

Auf den ersten Seiten des Romans stecken schon so viele tolle Ideen wie beispielsweise der Zukunftsunterricht, der den trockenen Geschichtsunterricht ersetzt. Es fällt immer wieder auf, wie durchdacht das Buch ist. Absolut absurd, aber doch sehr nah an einer möglichen Realität, gespickt mit intelligenten Anekdoten, die vor Wortwitz nur sprühen. Kling hat seinem Namen wieder alle Ehre gemacht. Trotz der permanent optimierten Welt haben die Bewohner von Quality Land die gleichen Probleme wie heutzutage, das Streben nach Macht, Levelaufstieg und Prestige. Die perfekten Ausflüge in die Vergangenheit holen den Leser immer wieder aus Quality Land zurück. Dies ist wichtig, da man völlig in die Welt von Peter Arbeitsloser eintaucht. Peter besticht durch seine menschliche Seite und sein großes Herz für defekte Maschinen. Anfangs noch etwas zurückhaltend, entwickelt er sich im Laufe des Buches zu einem spannenden Charakter, der die Nase voll hat von der digitalen Welt („Ich möchte einen Menschen sprechen“- „Aber warum denn?“). Der Leser verfolgt gebannt Peters einsamen Kampf für die Löschung seines falschen Profils. Und der ehemalige Außenseiter wird tatkräftig von seinen Maschinen unterstützt.

Das Buch ist gespickt mit Spitzen und heimlichen Andeutungen, ich werde es auf jeden Fall noch einmal lesen, um alle Feinheiten zu entdecken.

Auch nach der Lektüre bleibt die Frage: Wie weit sind wir wirklich von dieser Zukunft entfernt und wollen wir das überhaupt? Willst du ein Mitglied von Quality Land sein, wo die Antwort auf alles nur „Ok“ ist?