Rezension

Raabe kann süchtig machen!

Der Schatten - Melanie Raabe

Der Schatten
von Melanie Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

Allgemeines:

Bereits mit ihrem Erstling Die Falle hat Melanie Raabe ein unglaublich spannendes Buch vorgelegt, das sehr erfolgreich war und ist. Es ist in über 20 Ländern erschienen, die Filmrechte sind bereits verkauft.

Mit Der Schatten legt Raabe nun ihr drittes Buch vor, das ebenso viel Potential hat wie Die Falle. Der Schatten erschien am 23. Juli 2018 bei btb als Paperback und umfasst 414 Seiten.

Inhalt:

„Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund.“ Gerade ist die junge Journalistin Norah von Berlin nach Wien gezogen, um ihr altes Leben endgültig hinter sich zu lassen, als ihr eine alte Bettlerin auf der Straße diese Worte förmlich entgegenspuckt. Norah ist verstört, denn ausgerechnet in der Nacht des 11. Februar ist vor vielen Jahren Schreckliches geschehen. Trotzdem tut sie die Frau als verwirrt ab, eine Irre ist sie, es kann gar nicht anders sein – bis kurz darauf ein mysteriöser Mann namens Arthur Grimm in ihrem Leben auftaucht. Bald kommt Norah ein schlimmer Verdacht: Hat sie tatsächlich allen Grund, sich an Grimm zu rächen? Was ist damals, in der schlimmsten Nacht ihres Lebens, wirklich passiert? Und kann Norah für Gerechtigkeit sorgen, ohne selbst zur Mörderin zu werden?“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Von der ersten Seite an hat mich dieses Buch zunächst gepackt.

Bereits der Prolog ist unglaublich spannend, lässt allerdings offen, wer hier so abgrundtief böse denkt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die man im Hinterkopf hat, wenn man weiterliest. Sehr gut gemacht!

Schon mit Die Falle hat Melanie Raabe mich begeistert. Der Schatten ist erst einmal ebenso spannend. Raabe arbeitet mit vielen Andeutungen, lässt diese aber zunächst für sich stehen, was dazu führt, dass man unbedingt mehr erfahren will und das Buch nicht mehr aus der Hand legt. Im Klappentext steht folgendes Zitat von Raabe:

„Ich liebe Symbole. Unheilschwangere Zeichen.“

Diese Vorliebe stellt sie in ihrem neusten Buch wieder eindrucksvoll unter Beweis: plötzlich auftauchende Figuren, Geräusche, merkwürdige Gespräche, Zufälle, die es eigentlich so gar nicht geben kann – all das kreiert eine zunehmend beklemmende Atmosphäre.

Protagonistin Norah kommt als sympathische Frau rüber, die allerdings so einiges erlebt hat. Auch hier zunächst nur Andeutungen für uns Leser: neuer Job in Wien, Wegzug aus Berlin, Flashbacks, merkwürdige Begegnungen und Selbstzweifel auf der einen Seite und eine gewisse Naivität auf der anderen Seite. Wirre Träume spielen ebenfalls eine Rolle und eine Prophezeiung. Welche Norah die Oberhand gewinnt, wird man sehen… Und dann gibt es noch viele vermeintliche Freunde oder sind sie doch echt? Bei Raabe weiß man eigentlich nie wirklich, was wahr ist und was nicht. Eines weiß man als Leser aber sicher: Es gibt ein Leben Norahs vor und nach „DER KATASTROPHE „, was auch immer damit gemeint ist. Man weiß, dass es mit der schlimmsten Nacht ihres Lebens zu tun hat, mehr aber auch nicht.

Sukzessive entwickelt sich die Handlung und somit die Auflösung aller Andeutungen. Raabe mischt unter die Handlung immer wieder Gedankensplitter einer fiktiven Person, die aus der Ich-Perspektive heraus erzählt:  Mann oder Frau, Bekannte oder Bekannter von Norah? Und was hat das Ganze mit dem Prolog zu tun? Man hat als Leser einfach keine Ahnung!

Raabe muss allerdings aufpassen, dass die unglaublich vielen Hinweise, die versteckten Anspielungen, die Merkwürdigkeiten, denen Norah ausgesetzt ist, nicht zu viel werden. Für zukünftige Bücher wünsche ich mir von ihr, dass sie mehr in die Tiefe geht und weniger herumpuzzelt. So gut mir das Buch bis zu zwei Dritteln gefallen hat: Danach war ich ein wenig genervt, weil vieles doch arg konstruiert wirkte.

Fazit:

Ein echter Pageturner, der für schlaflose Nächte sorgt. Raabe kann süchtig machen!