Rezension

Raabe wird immer besser!

Der Morgen -

Der Morgen
von Marc Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

★★★★★

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Ein Unfall mit Fahrerflucht führt zu dramatischen Entwicklungen: Auf der Ladefläche des Kleinlasters wird eine fast nackte Leiche gefunden. Auf ihrem Körper die Adresse des Bundeskanzlers. Art(ur) Mayer wird in den aktiven Dienst zurückberufen und soll mit Kommissaranwärterin Nele Tschaikowski den Fall lösen. Warum ausgerechnet Art? Das wird zumindest ihm schnell klar.

 

Diesmal hat sich Marc Raabe selbst übertroffen. Dieses Buch ist unfassbar fesselnd und vielschichtig. Die verarbeiteten Themen lassen niemanden kalt. Nach und nach kommen die einzelnen Puzzleteile zum Vorschein und legen sich wie von allein an ihren Platz. Das Bild entsteht langsam, aber dafür umso heftiger.

 

Die Figuren sind einfach wunderbar gezeichnet. Alle sind sie komplett unterschiedlich, dennoch absolut realistisch. Sie sind mehr oder weniger heftig durch ihre Vergangenheiten geprägt und haben nicht nur mit den Geistern aus der Vergangenheit zu kämpfen, sondern oft auch mit der Gegenwart. Wie die Verbindungen vom Damals zum Heute verlaufen, ist einfallsreich und spannend gemacht. Nicht alle Figuren sind sympathisch, aber die Mischung ist gelungen. Mit den wichtigsten Figuren kann ich eine positive Verbindung aufnehmen. So liest und hört sich ein Buch dann immer sehr gut. Auch wenn kaputte Ermittler inzwischen an der Tagesordnung sind, so sind die Macken und Ticks von Art und Nele nicht ganz so typisch für die Thriller dieser Zeit.

 

Die gut platzierten Wendungen, Erkenntnisse und Highlights rauben den Atem. Der Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen ist sehr gut gelungen. Dadurch erfährt man stückchenweise, wie alles in die Gegenwart hineinspielt. Jede neue Information lässt wieder nach Luft schnappen. Es ist ein wahres Feuerwerk an aufgedeckten Wahrheiten. So überladen das jetzt klingen mag, es passt alles sehr gut zusammen und sorgt für durchgehende Spannung. Die eine oder andere Unstimmigkeit wird bei mir unter künstlerischer Freiheit verbucht und stört mich nicht wirklich. Immerhin geht es hier nicht um einen Tatsachenbericht, sondern einen Thriller.

 

Die Hörbuchversion wird von Peter Lontzek sehr gekonnt eingesprochen. Er übertreibt nicht mit seiner Stimmlage, wenn er Frauen spricht, schafft es aber sehr gut, jeder gesprochenen Figur eine eigene Stimmfarbe zu geben. Das ist große Kunst!

 

Fazit: Dieser Reihenauftakt hat mir sehr gefallen. Ich kann mir gut vorstellen, Art und Nele noch öfter bei ihrer Zusammenarbeit zu begleiten. Ich mochte Tom Babylon aus der Vorgängerserie sehr, aber Art Mayer setzt da noch mal eins drauf! Dickes Lob an Marc Raabe und fünf Sterne!

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