Rezension

Rache auf Japanisch

Geständnisse - Kanae Minato

Geständnisse
von Kanae Minato

Bewertet mit 4 Sternen

Manami ist gerade einmal vier Jahre alt, als sie bei einem tragischen Unfall stirbt. Sie war allein im Schwimmbad der Schule in der ihre Mutter unterrichtet und ertrank nach einem Sturz ins Becken. Doch am letzten Schultag vor den Ferien eröffnet ihre Mutter Yuko Moriguchi der Klasse eine grausame Wahrheit. Manami ertrank nicht bei einem Unfall, sondern wurde ins Becken geworfen, obwohl sie noch lebte. Damit löst sie eine unglaubliche Reaktion aus, denn sie wendet sich nicht an die Polizei, sondern nimmt ihre ganz eigene und sehr böse Rache.
Meine Meinung:
 Wieder einmal mehr machte mich ein Cover neugierig auf den Inhalt und so griff ich zum ersten Mal nach einem Buch einer japanischen Autorin. Gleich zu Beginn: diese Geschichte ist auch vom Schreibstil völlig anders, als man es aus deutschen oder amerikanischen Thrillern oder Spannungsromanen kennt, aber genau das macht auch dieses Buch aus. Denn auch wenn es durchaus vom Ton her anders erscheint, ist dieses Buch durch und durch fesselnd und der Schreibstil ist absolut flüssig zu lesen und verständlich. Dabei spiegelt sich hier allerdings auch in manch einer Situation wieder, dass die Lebensweise in Japan sich doch von unserer unterscheidet. Allein der Gedanke, eine Woche nach dem Tod des eigenen Kindes wieder zu unterrichten - für mich klang das unglaublich.
Das Buch, welches schon vor einer Weile unter dem Titel Confessions verfilmt wurde, ist durchaus spannend, denn durch viele kleine Details erarbeitet sich der Leser eine ganz eigene Meinung. Die Spannung steigt hier auch durch seine unterschiedlichen Perspektiven. So ist es in sechs große Kapitel unterteilt und jedes Kapitel wird in einem anderen Stil aus einer anderen Sicht erzählt. Der erste Abschnitt ist ein reiner Monolog der Lehrerin Moriguchi, die in diesem ihrer Klasse von der Wahrheit über den Tod der Tochter erzählt. Gerade diese erste Erzählform war für mich recht gewöhnungsbedürftig, wobei ich hier absolut den Eindruck hatte, die Lehrerin vor ihrer Klasse stehen zu sehen und beim Reden zuzuhören. Das zweite Kapitel aus einer ganz anderen Sicht hat mich dann doch zunächst sehr überrascht, doch ab da wurde mir auch wesentlich klarer, welche Absicht die Autorin mit ihrer Geschichte bezweckt. Gerade durch die unterschiedlichen Perspektiven sammelt man Eindrücke und Gefühle der Beteiligten. Man baut Beziehungen auf, spürt Abneigungen zu anderen und am Ende stellt sich die Frage: wie tief können menschliche Abgründe sein?
Interessant an den Perspektiven sind die Beweggründe der einzelnen Charaktere der Geschichte, die man dadurch sehr genau kennenlernt. Das meiste fand ich durchaus schlüssig, allerdings fand ich die beiden Kapitel aus der Sicht der Täter dann ein wenig konstruiert, gerade der letzte Einblick war dann etwas weniger überraschend und durch die Schilderungen, die wir schon zu Beginn durch die Lehrerin erfuhren, gab es dann auch ein paar Wiederholungen.
Die Charaktere, auch wenn man sie durch die Perspektiven durchaus kennenlernt, bleiben hier eher eine Art Nebensache, denn viel mehr wird hier auf das Geschehen das Hauptaugenmerk gelegt. Minato zeigt anhand der Ereignisse menschliche Abgründe auf, die den Leser schockieren. Aber eins muss ich sagen: die Lehrerin hat mich durchaus beeindrucken können, schon in dem, was sie in der Klasse macht. Vielleicht bin ich ja auch ein rachsüchtiger Mensch? Für mich war es auf jeden Fall sehr clever, wenn auch absolut böse. Das Ende, ja, das hatte dann noch einmal einen richtigen Überraschungsmoment parat.
Mein Fazit:Ein wenig anders, gerade vom Stil her, aber gerade deshalb auch etwas besonderes. Minato zeigt hier wieder einmal, wie süß Rache sein kann und läßt den Leser seine eigene Meinung bilden. Ein Buch, über das ich gar nicht zu viel verraten möchte, dass aber sehr gut aufzeigt, wie diese menschlichen Abgründe entstehen. Lesen!