Rezension

Rache ist ein schlechter Ratgeber ...

Schatten der Toten - Elisabeth Herrmann

Schatten der Toten
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 5 Sternen

Vor dem Lesen dieses Buches habe ich mir extra noch den 2. Teil der Reihe besorgt, damit ich nichts verpasse. Es wird zwar einiges aus der Vergangenheit kurz wiederholt oder angeschnitten, aber ohne Vorkenntnisse könnte man sich beim Lesen schon des Öfteren etwas verloren vorkommen. Außerdem liest man Reihen einfach auch komplett, finde ich. Die Protagonisten haben immer ein Privatleben, das sich entwickelt und man kann so einen viel besseren Draht zu ihnen aufbauen.

So fiel es mir also nicht schwer, der doch manchmal etwas komplexen Handlung zu folgen. Viele Verwicklungen, alte Stasigeschichten, eine furchtbar schief gelaufene Geheimdienstaktion und massig Rachegedanken prägen die Story.

Judith, die Hauptperson, arbeitet als Tatortreinigerin und hat im letzten Band erfahren, dass ihr Vater ein international gesuchter Waffenhändler und früherer Geheimagent ist. Seitdem lässt ihr die Vergangenheit keine Ruhe mehr, sie will diesen Mann zur Rede stellen und von ihm hören, warum er sie vor so vielen Jahren im Stich gelassen hat.
Doch wie soll sie Bastide Larcan - wie er sich inzwischen nennt - finden?
Hier kommt Isa ins Spiel, die ebenfalls eine alte Rechnung mit Bastide offen hat. Sie will Judith als Lockvogel benutzen, aber diese traut ihr nicht. Also denkt sie sich einen anderen hochgefährlichen Plan aus, bei dem sie nicht nur ihren Job aufs Spiel setzt.
Alles endet in Odessa, mit einer Menge Blut und viel Verrat.

Der Schreibstil der Autorin ist prima zu lesen, sehr ausführlich und manchmal mit fast poetisch anmutenden Formulierungen. Auch das nötige Quäntchen Humor fehlt nicht.
Die Schauplätze kann man sich immer sehr gut vorstellen und alles wirkt realistisch, gut recherchiert und lebendig.

Mit Judith, Tabea und einigen anderen Figuren habe ich gern mitgefiebert, denn sie wachsen einem schnell ans Leserherz. Manche von ihnen müssen so sehr leiden, dass man gar nicht anders kann, als mitzufühlen. Aber am Ende wird ja vieles wieder gut.

Die Story ist super durchdacht, sehr komplex und wartet immer wieder mit rasanten Szenen, überraschenden Wendungen und Verquickungen auf, die man so nie erwartet hätte. Manches kann man sich natürlich denken (wie die Beweggründe von Isa), aber anderes kommt wirklich ohne Vorwarnung. Das Buch liest sich fesselnd und wenn es nicht so dick wäre, hätte ich es bestimmt an einem Tag verschlungen.
Es wird oft auch sehr blutig und so manches Opfer erscheint einem unnötig und grausam, aber so ist das Leben.

Gerne empfehle ich dieses Buch weiter, aber bitte vorher am besten Band 1 und 2 lesen!