Rezension

Räteslhafte Todesfälle im Umfeld eines Eliteinternats

Elitewahn - Liliane Skalecki, Biggi Rist

Elitewahn
von Liliane Skalecki Biggi Rist

Bewertet mit 5 Sternen

Malie Abendroth wurde beauftragt die Gartenanlagen von Schloss Waldesruh, das ein Eliteinternat für Jungen beherbergt, umzugestalten. Zu ihren Aufgaben gehört weiterhin, die Schüler bei Gartenarbeiten anzuleiten. Dabei lernt sie den Sportlehrer Malte Jensen kennen, der sich irritiert über die militärisch anmutenden Erziehungsmethoden an der Schule zeigt. Kurz darauf stirbt er an Herzversagen. Malies Freundin Lioba Hanfstängl arbeitet bei der Stadt Konstanz. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit den Eigentumsverhältnissen an Gebäuden, die im Dritten Reich jüdischen Mitbürgern gehörten. Dabei lernt sie den emeritierten Professor Hans Kessler kennen, der kurz vor einen vereinbarten Informationsaustausch an Herzversagen stirbt. Dies weckt Liobas Interesse an den aktuellen Forschungen des Professors. Es stellt sich heraus, dass Schloss Waldesruh einem geflüchteten Juden gehörte und der heutige Besitzer ein Nachfahre des damaligen Käufers ist. Bernd Lauinger, Mitbegründer einer rechtsnationalen Partei, gehört dem Förderverein der Schule an. Soll das Internat als Kaderschule für die Partei dienen ? Und sind die beiden Männer wirklich eines natürlichen Todes gestorben ? Als Malie versucht, Beweise für ihre Vermutungen zu finden, gerät sie in tödliche Gefahr.
Das Buch befasst sich mit einem sehr aktuellem Thema : dem Erstarken rechtsnationaler Gruppierungen in unserer Gesellschaft. Unbeachtet vom Großteil der Gesellschaft und den staatlichen Organen scheinen sie immer mehr Einfluss auf unser Leben zu nehmen. Besonders leicht sind Kinder und Jugendliche zu beeinflussen. Da ist es naheliegend, den Sektor Schule als Betätigungsfeld zu wählen. Die Handlung war für mich absolut realistisch und deshalb um so erschreckender. Kann man mit völliger Sicherheit ausschließen, dass so eine Schule nicht tatsächlich irgendwo in Deutschland existiert ? Gleichzeitig rufen die Autoren die Entrechtung und Enteignung der Juden  im Dritten Reich ins Gedächtnis. Das damals geschehene Unrecht ist noch immer gegenwärtig.
Die Geschichte selbst liest sich flüssig, ohne sperrige moralische Keule. Malie und Lioba sind sympathische junge Frauen, die sich für die Ereignisse in ihrem Umfeld interessieren und Dinge hinterfragen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich würde es aber nicht unbedingt als Krimi bezeichnen, da in meinen Augen  die Todesfälle nicht im Mittelpunkt stehen, sondern die gesellschaftlichen und geschichtlichen Entwicklungen.. Spannend und absolut lesenswert ist das Buch auf jeden Fall.