Rezension

Raffiniert-spannender Plot mit interessanten Figuren, fesselnden Beschreibungen und geschickten Twists. Ein absolutes Muss und ein Genuss!

List und Lüge -

List und Lüge
von Britta Bendixen

Bewertet mit 5 Sternen

Honesty is what we need…and…this crime novel should be read! :-)

„List und Lüge“ ist mein erstes Buch von Britta Bendixen, weshalb ich zusätzlich zum Inhalt des Buches natürlich auch gespannt war, wie mir der Schreibstil, die Hinführung zur dann kriminellen ;-) Geschichte, die Protagonisten und die Beschreibungen derselben wie auch die Schilderungen der Landschaft, der Stadt Flensburg, der Gegend und Umgegend ;-) gefallen würden. Und was soll ich sagen?! Nach nur wenigen Seiten war ich in das Geschriebene und Beschriebene ausweglos vertieft und falle nun ausnahmsweise mal mit der Tür ins Haus: was ich dann las, auf mehr als 500 Seiten, das hat eigentlich mehr als die hier maximal möglichen 5 Sterne verdient!

Nach einem gefühlt heftigen und magnetisierenden Prolog ist man schon mittendrin, mitten in einem Krimi, der all seine Facetten erst peu à peu wird erkennen lassen.

Vom eigentlichen Inhalt werde ich hier ganz bewusst und mit voller Absicht ;-) nichts wiedergeben, denn erstens kann man Wesentliches dem Klappentext und Kurzbeschreibungen entnehmen, und zweitens würde ich sonst womöglich potentiellen Lesern die Spannung rauben. Nichts da, Ihr müsst und solltet unbedingt selbst lesen, was hier vor sich geht.

Besonders gut gefallen mir die manchmal augenzwinkernd, manchmal geschickt geführten Dialoge, denn da passt jedes Wort und da sitzt jede Beschreibung von Mimik und Handlung. Die Blicke, die sich die 3 Kommissare während der Ermittlungen und/oder die Zeugen und Verdächtigen während der Befragungen zuwerfen, kann man sich geradezu bildlich vorstellen.

Auch die Örtlichkeiten wie beispielsweise der Fundort der Leiche oder das Haus der schon im Klappentext genannten WG werden so detailliert, aber nicht zu detailliert beschrieben, dass man meint, an der Seite der Ermittelnden zu sein und mit ihnen erst den Tatort zu inspizieren und anschließend an verschiedenen Orten und Arbeitsstätten die ersten Befragungen durchzuführen.

Diese Beschreibungen lassen die Bilder, die bei den jeweiligen Szenen in meinem Kopf entstehen, sehr plastisch werden; das Wort „Kopfkino“, das eigentlich nicht zu meinen Lieblingswörtern zählt, weil es so inflationär verwendet wird, passt hier, als wäre es für diesen Krimi kreiert worden. Irgendwie fühle ich mich, als würde ich hier nicht nur lesen, sondern als sei ich aktiv an den Ermittlungen beteiligt.

Mal berührend und Lesetränen auslösend, mal ob der Verhaltensweisen der Figuren nachdenklich stimmend, in einer Szene ergreifend, in der nächsten erschütternd, einmal zum Schmunzeln, dann extrem spannend, entwickelt sich ein Geflecht aus unterschiedlichsten Charakteren, deren Entwicklungen fesseln und deren Verhältnisse zueinander entdeckt werden wollen.

Und wie später der dramatische Text des Prologs und eine Befragung direkt zu Beginn der Ermittlungen aus dann anderer Sicht und mit dementsprechend variierender Schilderung wieder aufgegriffen wird, das ist aller Ehren wert. Welch hervorragender Dreh! Chapeau!

Ebenso ziehe ich den Hut vor der Zurückführung aus einem Exkurs zur Vorgeschichte einer der beteiligten Personen in die Gegenwart, die – ausgelöst durch ein einziges Wort- fast so wirkt, als hätte man eben diese Gegenwart gar nicht wirklich – „nur“ für eine kleine(!) Neben-Erzählung – verlassen. Solche Verknüpfungen verlangen mir höchsten Respekt ab.

Um es auf den Punkt zu bringen: ich habe dieses Buch genossen mit allen Beschreibungen und Schilderungen, mit all den, teils vielschichtigen und zeitweise undurchsichtigen Charakteren, den Protagonisten und Antagonisten, der Männer-WG, dem Ermittler-Team, deren Privatleben und insbesondere, vor allem, ganz besonders ;-) mit den so raffinierten Twists, den geschickt platzierten Cliffhangern, den Rückblenden nebst Zeitsprüngen und der dann genialen, weil punktgenauen Rückkehr an die adäquate Textstelle der ursprünglichen Erzählung.

Alles in diesem literarisch-kriminalistischen Geflecht passt perfekt und fügt sich zu einem großen und großartigen Ganzen zusammen!

Gäbe es die Möglichkeit, Sonderpunkte zu vergeben oder mehr als 5 Sterne, dann wäre „List und Lüge“ ein Kandidat dafür! Ich lege Euch diesen Ostsee-Krimi wirklich ans Herz! Meine 6-Sterne-Empfehlung! ;-)