Rezension

Raffiniert und außergewöhnlich

Die Falle
von Melanie Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

Der Debütroman “Die Falle” von Melanie Raabe ist eine in sich abgeschlossene Geschichte und umfasst in der Taschenbuchversion 352 Seiten. Dieser Thriller ist erstmals am 09. März 2015 im btb-Verlag erschienen und als gebundene Ausgabe, Taschenbuch, Ebook sowie als Hörbuch erhältlich.

Der Roman ist in 35 nummerierte, kurze Kapitel unterteilt und wird aus der Position der Beststellerautorin Linda Conrads in der Ich-Perspektive wiedergegeben. Ausnahmen stellen die Kapitel dar, die mit „Sophie“ und mit “Jonas” überschrieben sind. Denn diese werden aus der Perspektive eines Erzählers in der dritten Form erzählt und sind zudem Ausschnitte aus dem Roman, den Linda über den Mord an ihrer Schwester geschrieben hat.

Der Kern der Handlung ist das isolierte Leben der Bestsellerautorin Linda Conrads. Seit elf Jahren hat sie ihr Haus nicht mehr verlassen und verkehrt auch nur mit ein paar wenigen Menschen, die sie privat sowie beruflich unterstützen. Als sie eines Tages im Fernsehen den Mann zu erkennen glaubt, der vor Jahren ihre Schwester umgebracht hat, versucht sie, ihm eine Falle zu stellen. Köder ist sie selbst.

Melanie Raabe hat hier wirklich ein raffiniertes und außergewöhnliches Leseerlebnis erschaffen. Die Atmosphäre des Buches ist definitiv beklemmend, bedrückend und melancholisch. Was aber auch nicht weiter verwunderlich ist, da die Hauptfigur mit Depressionen zu tun hat und seit elf Jahren in ihrem Haus gefangen ist. Zudem lässt uns Linda an ihren Gedanken und ihren Fantasien teilhaben, die teilweise sehr verwirrend, oder besser gesagt leicht verstörend, wirken. Sie beschreibt ihre Gedanken sehr ausführlich, sehr verschachtelt und manchmal sogar wiederholend. Anfangs fand ich das etwas anstrengend, doch mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und wusste, dass dieser Roman erst durch diese Erzähltechnik das gewisse Etwas bekommt.

Durch die kurzen Kapitel und den enthaltenen Ausschnitten aus Lindas Roman wird Spannung aufgebaut. Nicht nervenaufreibend, aber durchaus interessant und packend. Denn die Frage, wer denn nun der Täter war, treibt einen regelrecht durch das Buch. Auch, wenn es für meinen Geschmack am Anfang und am Ende leider ein paar Längen gab. Trotzdem kann ich dir versprechen, dass Melanie Raabe dich regelrecht verwirrt. Sie spielt mit deinem Verstand. Zumindest hat es bei mir funktioniert. Ich war während des Lesens total verwirrt und wusste nicht, was ich noch glauben sollte. Ich spekulierte hier und mutmaßte dort. Und mein Kopf war voller Theorien, die sich aber teilweise in Luft auflösten. Das Ende hat mich dann doch überrascht, obwohl ich die ganze Zeit mit dieser Auflösung gerechnet hatte.

Fazit: Ein außergewöhnliches und raffiniertes Debüt einer Autorin, die ich mir merken werde. Das Spannungslevel hätte gerne noch etwas höher sein können, aber nichtsdestotrotz war es für mich ein gelungenes und aufregendes Leseerlebnis. Absolut lesenswert!