Rezension

Rasant, blutig, kurzweilig

OVERKILL - Asylum - Sönke Hansen

OVERKILL - Asylum
von Sönke Hansen

Bewertet mit 4 Sternen

Ein mutiertes Tollwutvirus stürzt die Menschheit ins Chaos. Rasant schnell verbreitet sich das Virus und bald ist die Welt voller Zombies. Max und einige seiner Patienten verschanzen sich auf der Entzugsstation der Psychiatrie und kämpfen ums Überleben.
Ich stehe auf Zombie-Endzeit-Gemetzel, habe schon viel gesehen und gelesen. Und dennoch reiht sich Sönke Hansens kurzweiliger Roman in die Riege jener, die mir besonders gut gefallen. Mir hat hierbei sehr gut gefallen, dass das Virus von den Tieren ausgeht und wir es zuerst mit einem vermeintlich tollwütigem Hund zu tun bekommen. Später faucht auch noch eine infizierte Katze. Das hat mich sehr an Keenes "Rotes Meer" erinnert, bei dem der Virus auch auf Tiere übergreift und somit die Bedrohlichkeit auf ein neues Level erhebt.
Auch gut gelungen fand ich, dass die Protagonisten sich hauptsächlich in der Psychiatrie befinden, ein sehr spannendes Setting. Natürlich gibt es auch dort Infizierte, was die Spannung zum Kochen bringt.
Hansen legt viel Wert auf die Ausgestaltung seiner Charaktere, wodurch zeitweise die Zombie-Apokalypse in den Hintergrund gerückt wird und man sich als Leser mit den Abgründen der menschlichen Psyche beschäftigen kann, welche nicht weniger erschreckend sind, auch wenn die beiden "Bösen" vielen Klischees erliegen...
Ansonsten spritzen Unmengen von Blut, knacken Knochen und klatscht unheimlich viel Hirn gegen Wände. Zeitweise ist das Buch sehr brutal und splatterlastig. Hansen nimmt kein Blatt vor den Mund und schmückt seine blutigen Szenen besonders aus. Das muss einem schon gefallen, sonst wird das Buch unter den Erwartungen bleiben. Von mir gibt es dafür einen Daumen nach oben.
Ein bisschen Kritik gibt es dennoch. Obwohl mir das Ende sehr gefallen hat (also tatsächlich die letzten Sätze), lief es mir viel zu geradlinig und schnell ab. Vor allem im Anbetracht des Zieles hätte ich mir mehr Auflösung gewünscht. Ich bin etwas enttäuscht darüber, nicht zu erfahren, wie es nun hätte ausgehen können. Auch verwendet Hansen ein paar Worte bzw. Redewendungen, die mir nicht sonderlich gefallen haben bzw. etwas zu oft vorkommen. So verwendet er das Wort "Lebenssaft" geradezu inflationär und mir klacken auch ein paar zu viele Zähne nur wenige Millimeter vor diversen Nasen aufeinander. Ansonsten war sein Schreibstil sehr gut zu lesen, sehr rasant und schnörkellos.
Ich weiß nicht, ob es jetzt nur am Format Ebook liegt, aber die Perspektivwechsel sind so abrupt und gar nicht kenntlich gemacht, dass ich immer mal wieder den letzten Absatz noch einmal lesen musste, um wieder ins Geschehen zu finden. Das stört etwas den Lesefluss.