Rezension

Rasant. Gut. Unterhaltsam.

Drei - Dror Mishani

Drei
von Dror Mishani

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzmeinung: Unterhaltungsliteratur muss nicht doof sein. Dass es auch anders geht, beweist Dror Mishani, ein Bestsellerautor aus Israel.

Dror Mishani ist ein bekannter und erfolgreicher Romanautor in Israel. Warum das so ist, und wie berechtigt es ist, das versteht man, wenn man seinen neuesten Roman „Drei“ gelesen hat. Wer schon mehrere Romane von ihm gelesen hat, der wird so in etwa wissen, was den Leser in „Drei“ erwartet.

„Drei“ ist ein ungewöhnlicher Romantitel. Zahlentitel sind aber wohl modern. Auch Paul Auster nennt seinen besten Roman nach einer Zahlenfolge, nämlich 4 3 2 1. Und so wie Austers Betitelung einen Sinn hat, so hat auch „Drei“ als Titel einen Sinn.

Um drei Frauen geht es. Ihr Leben wird ausschnittsweise vorgestellt. Ihr Alltag wird geschildert und ihre spezielle Lebenssitution. Da ist Orna, eine alleinerziehende Frau mit einem verhaltensauffälligen Kind, da ist Emilia, die aus Riga gekommen ist, um im Pflegebereich in Israel etwas zu verdienen. Ihr Leben geht einem besonders nahe, sie wird ausgebeutet – so ähnlich wird es vielen osteuropäischen Pflegekräften in Europa gehen. Es sei denn, sie treffen auf eine faire Familie. Die es auch gibt. Emilia lernt auf geradezu rührende Weise hebräisch. Und da ist Ella, eine selbstbewusste Mutter dreier Kinder.

Man lernt nicht nur die Frauen kennen, sondern auch den Alltag in Tel Aviv. Man hätte sich ein wenig mehr politischen Hintergrund gewünscht, die Bedrohung durch arabisch-palästinischen Raketenbeschuss miterlebt, die Siedlungspolitik hätte durchaus zur Sprache kommen können oder auch das Ringen um die zukünftige, politische Entwicklung, das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten von Amerika, etc.

Jede der drei Frauen wird vom Autor an einen Schicksalspunkt geführt. Und der anfangs ein wenig traut daherkommende Roman nimmt mehr und mehr Fahrt auf.

Fazit: Die israelischen Schriftsteller können (fast) alle etwas. Nicht ganz ohne Grund ist uns Ephraim Kishon in ewiger Erinnerung geblieben. Lesenswert!

Kategorie: Gute Unterhaltung
Verlag: Diogenes, 2019

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 24. September 2019 um 21:34

... aber sprechen wir nicht über mich, sprechen wir über Sie: Wie fanden SIE mich in dem Theaterstück... (frei nach Kishon).

Es stimmt, es gibt eine Reihe interessante israelische Schriftsteller! Oz, Kaniuk, Jehoschua, Grossmann etc.