Rezension

Rasant, komplex und perfide

Engelsgleich - Martin Krist

Engelsgleich
von Martin Krist

Bewertet mit 5 Sternen

Bei “Engelsgleich” handelt es sich um eine Neuauflage, die bereits 2014 erschienen ist. Jedoch jetzt im neuem Kleidchen und in eigener Regie nochmal neu veröffentlicht wurde.
Ich persönlich mag das neue Cover viel lieber, da es auch inhaltlich viel besser zu dem Geschehen passt. Düster,perfide und eiskalt.
Sein Schreibstil ist wie immer sehr markant. Es ließ sich sehr angenehm und flüssig lesen und man ist wirklich in einem Rutsch durch.
Lediglich die Kapitellänge hat mir nicht so gut gefallen. Weil es einfach keine klare Abtrennung in meinen Augen gab.
Man muss den Schreibstil von Martin Krist mögen. Ich für meinen Teil, liebe ihn.

Ich habe es wieder in einem Rutsch inhaliert und besonders die Komplexität des Ganzen mag ich unheimlich gern. Was dafür sorgt das die Spannung steigt und man eigentlich nie weiß, woran man mit den Charakteren ist.
Wie alle Bücher des Autors so war auch dieses ein absolutes Mustread für mich. Hierbei handelt es sich um den vierten Band der Paul Kalkbrenner Reihe.
Wir bekommen verschiedene Sichtweisen geboten. Was diesem Thriller einen enormen Tiefgang verleiht. Die verschiedenen Personen bekommen dadurch ein Gesicht und wir teilen ihre Gedanken und Gefühle. Was mir jedoch sehr gut gefallen hat, Juli erzählt uns quasi ihre Geschichte. Die zentralen Perspektiven sind die aus Markus´ , aus Julis und aus Paul Kalkbrenners Sicht.
Was mir jedoch am Anfang ziemlich zu schaffen machte, wir werden von einer Szene in die nächste geworfen. Sprich: eben sind wir bei Juli und im nächsten Moment wieder woanders. Was jedoch besonders gemein ist, sind diese Cliffhanger, die meist diese Szenen abschließen.

Auch in seinem neuen Thriller, beginnt Martin Krist mit enorm vielen Handlungssträngen. Zunächst ist auch kein roter Faden erkennbar.
Einmal ist da Juli die ihre Pflegetochter Merle sucht und auf der anderen Seite, werden Kinderleichen geborgen.
Wo liegt da der Zusammenhang?
Zunächst ist in dieser Richtung nichts ersichtlich.
Ab einer gewissen Zeit jedoch, lichtet sich das Dunkel und man beginnt klarer zusehen. Und der rote Faden wird sichtbar.
Es ist durchweg ziemlich spannend gehalten, Adrenalin pur.
Gegen Ende des Buches wird es hochspannend und explosiv. Jedoch teilt sich der Schlussakt etwas auf. Es geschieht nicht alles auf einmal.
Rückblickend kann man sagen, es ist durchaus nachvollziehbar was da alles geschehen ist.
Aber es geht auch gewaltig an die Substanz, gerade Julis Geschichte ist mir sehr an die Nieren gegangen.
Ihre Verzweiflung war für mich richtig spürbar. Ein Grauen das kein Ende nimmt.
Am schlimmsten an dieser Situation fand ich jedoch, die Reaktionen in ihrem Umfeld.
Da war ich fassungslos und schockiert.
Da fragt man sich doch zwangsläufig.
Sind sie nur in guten Zeiten da?
Auf der anderen Seite war da noch der Polizist Paul Kalkbrenner , der mich mit seinem Fall von Kinderleichen auch sehr gefesselt und schockiert hat.
Sein Grauen und seine Mission, den Fall aufzulösen, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Es ist schlimm, gerade wenn man selbst Kinder hat.
Aber wir erfahren auch sehr vieles aus seinem Privatleben.
Und dann ist da noch Markus, der sich im Drogenmilieu rumtreibt. Seine Geschichte hat mich auch sehr gebannt. Was ihn jedoch anbelangt, so war ich nicht sonderlich überrascht.
Es gibt hier jedoch auch schöne Ereignisse, die mein Herz erwärmt haben.
Ihr seht , es sind im Prinzip drei aufgeteilte Handlungsstränge, die nach einer gewissen Zeit zusammenlaufen, so das es ein schlüssiges Bild ergibt.
Die Charaktere selbst sind authentisch, greifbar und mit Stärken und Schwächen gezeichnet. Was ich als wichtig erachte, da man sich so besser mit ihnen auseinandersetzen und evtl. sogar identifizieren kann.
Ich habe mit ihnen gefühlt, gelitten und hätte manchmal schreien können vor Wut und vor Ensetzen.
Es nahm kein Ende und meine Emotionen kannten dabei keine Grenzen.
Hierbei bewegen wir uns auf 2 Zeitebenen, worauf wir aber erst spät hingewiesen werden.
Sobald das geschieht, erscheint das ganze in einem anderem Licht und man beginnt zu verstehen.
Die Blickwinkel verschieben sich dabei unmerklich, was die unterschiedlichsten Gedankengänge im Kopf auslöst.
Dem Autor ist hier wieder ein toller Thriller mit einem brisantem Thema gelungen. Es hält den Leser in Atem und lässt ihn nicht mehr los.
Wir blicken hier in tiefe menschliche Abgründe und das Grauen wird für uns spürbar.
Mitunter ist es auch für zartbesaitete Nerven nicht unbedingt geeignet. Da es hin und wieder doch recht anschaulich und detailreich beschrieben wird.
Die ganze Zeit möchte man eigentlich nur eingreifen in diese entsetzliche Handlung, aber man kann nur hilflos danebenstehen.
Jedoch muss ich auch sagen, das mir hier am Ende Erklärungen gefehlt haben.
Vorhersehbar war es nur bis zu einem bestimmten Punkt, manches erahnt man und manches nicht.

Eine absolute Leseempfehlung für jeden Thriller-Fan.

Fazit:
Band 4 der Paul Kalbrenner Reihe hat mich komplett in Atem gehalten.
Rasant, komplex und perfide.
Das Grauen ist nahezu spürbar.
Auch jetzt lässt es mich noch nicht los.
Es ist enorm spannend, emotionsgeladen und man gerät sehr an seine Substanz.
Besonders die menschlichen Abgründe drohen einen zu verschlingen und gerade das ist ein Aspekt, der es so schwer ertragbar macht. Man kann sich dem ganzen nicht verschließen und wird ungewollt zu einem Teil des Ganzen.
Es ist ein Buch voller Qual, Leid und Emotionen.
Eine absolute Leseempfehlung für jeden Thriller-Fan.

Kommentare

hobble kommentierte am 11. Januar 2019 um 06:25

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