Rezension

Rasante Handlung, klasse geschrieben

Marovka Blues
von Oliver Becker

Bewertet mit 5 Sternen

„…Irgendwie ist irgendwo irgendetwas schief gelaufen…“

 

Leo Platschke ist nach Prag gereist, um Darinka kennenzulernen. Ihr Bild hat ihm gefallen. Häuslich und liebenswert sind die Eigenschaften, die ersucht. Seine Auftraggeberin war Frau Schultze. Erst vertröstet sie ihn in Prag auf den nächsten Tag, dann steht statt Darinka der Hungerhaken Vera vor ihm. So kann man nicht mit Leo umgehen. Er lässt Vera im Restaurant sitzen und begibt sich zur Prager Adresse von Frau Schultze, die er sich besorgt hat. Damit aber beginnt das Abenteuer seines Lebens.

Der Autor hat nicht nur einen spannenden Krimi geschrieben. Seine Protagonisten befinden sich auf einer rasanten Flucht, die sie von Prag nach Deutschland führt.

Zu Beginn des Buches weiß ich über Leo und Ludmilla, so Frau Schultzes Vorname, kaum etwas. Doch während der Flucht von einem Ort zum anderen blättert der Autor für mich als Leser nicht nur den Lebenslauf von Ludmilla auf, sondern ich erfahre auch viel über die jungen Jahre ihres Verfolgers. Stück für Stück werden mir die Protagonisten näher gebracht. Damit wird ihr Handeln verständlich und logisch nachvollziehbar.

Als Punkt auf dem I wirkt Ludmillas Tocher Vanessa. Altklug und selbstbewusst fordert sie Leo immer wieder heraus.

Das Buch ließ sich zügig lesen. Grund dafür war nicht nur die abwechslungsreiche Handlung, sondern auch der Schreibstil, der durch seine Art das Tempo der Handlung stetig forcierte. Neben ernsten Szenen, die sich insbesondere bei den Rückblicken in die Vergangenheit ergaben, findet sich an vielen Stellen ein trockener Humor. Außerdem war es ein Genuss, die Dialoge zwischen Leo und Ludmilla zu lesen. Dabei konnte mir Leo fast Leid tun. Meistens wusste er nicht, wie ihm geschah.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Kombination aus rasanten Roadmovie, fesselnden Krimi und tiefgehender Lebensbeschreibung ist ausgezeichnet gelungen.