Rezension

Rasante, kurzweilige Lektüre, die man schnell wieder vergessen haben wird.

Coldworth City - Mona Kasten

Coldworth City
von Mona Kasten

Mona Kasten hat mit ihren New-Adult-Romanen nicht nur die Spiegel-Bestsellerlisten erobert, sondern sich auch im deutschen Bookstagram fest als eine Schriftstellerin etabliert, deren Bücher regelmäßig in neuen Posts und Rezensionen auftauchen und hinter der eine große Fangemeinde steht. Im Knaur-Verlag erschien vorletztes Jahr ein Werk der Autorin, in dem sie sich eines ganz anderen Genres bedient: „Coldworth City“ ist durch und durch ein Fantasy-Roman. Ob die Erfolgsgarantin auch ein unterhaltsames Buch rund um Mutanten schreiben kann?

 

Um die Antwort schon vorwegzugreifen: Ja, sie kann. „Coldworth City“ ist kein großes Buch, es bleibt nicht lange im Gedächtnis – aber es macht verdammt viel Spaß. Es ist jetzt schon über einen Monat her, seit ich die Lektüre beendet habe, und ich positiv verbinde mit ihr, wenn ich mir das Cover ansehe, ein rasantes Erzähltempo und kurzweilige Handlungsentwicklungen.

Dass Mona Kasten schreiben kann, macht sie ihren Leser*innen schnell bewusst. Sie formuliert zielsicher und prägnant, in kurzen, nicht zu verschachtelten Sätzen und reduziert ihre Äußerungen auf genau die Maße, die zum Einstieg in die Geschichte benötigt werden. So fühlte ich mich während des Buchs wieder daran zurückerinnert, warum ich begonnen habe, zu lesen: Ich wollte immer noch ein Kapitel mehr lesen und wissen, wo die Autorin ihr Publikum hinführen wird.

Um eine stimmige und unterhaltsame Handlung zu erzählen, genügt es, wenn man sich geschickt anstellt, auf den Zug der derzeitigen Unterhaltungsliteratur aufzuspringen und kein gesamtheitlich neues Szenario stemmen zu müssen: Ich möchte es einmal das „Blockbuster-Prinzip“ nennen. Mutanten? Eine Gemeinschaft im Untergrund, die sich gegen die Minderheiten ausgrenzende Gesellschaft sträubt? Eine Organisation, die diese besonderen Fähigkeiten für das Böse verwenden will? – Das klingt alles nicht wirklich innovativ; wenn man sich aber auf die Geschichte einlässt, wird man nicht enttäuscht.  

In „Coldworth City“ tauchen nur eine Handvoll Figuren auf, die für den Fortschritt des Romans erquicklich sind. Bei der charakterlichen Ausarbeitung wird gute Arbeit geleistet; die Leser*in bekommt hier einen guten Einblick in verschiedene Innenleben. Die Motivationen hinter den vollzogenen Handlungstaten werden insgesamt verständlich und nachvollziehbar erläutert. Raven ist eine taffe Protagonistin, die das Szenario eigenständig auf ihren Schultern tragen kann. Bei der Darstellung des Antagonisten hätte ich mir ein bisschen mehr Substanz gewünscht; hier wird zu sehr schubladenhaft in „Gut“ und „Böse“ sortiert. Insgesamt bleiben die ‚Feinde‘, wenn man sie so nennen möchte, leider ziemlich blass.

Die Hauptfigur Raven macht eine große charakterliche Entwicklung durch, deren einzelne Phasenfortschritte für die Leser*in glaubhaft sind. Die weit im Vorhinein bereits vorhersehbare Liebesbeziehung ist zwar kein störender, aber einer der schwächeren Aspekte der Lektüre. Im gesamtheitlichen Überblick über den Handlungsfortschritt tauchen nur wenige große Überraschungen auf. Dennoch verliert die Erzählung über ihre mehr als dreihundert Seiten Länge nie an Spannungsniveau und weiß, ihr Publikum dauerhaft am Ball zu behalten. Insgesamt wird man „Coldworth City“ wahrscheinlich schnell wieder vergessen haben; als amüsantes Unterhaltungsmedium eignet sich das Buch aber vollauf. Eine Fortsetzung würde ich vermutlich sehr gerne lesen. 

 

„Coldworth City“ ist eine rasante und kurzweilige Lektüre, die zwar kein neues Fass aufmacht, aber spannende Unterhaltung bietet.