Rezension

Rasante, testosterongeladene Werwolfaction

Berlin Werwolf - Blutige Jagd - Rainer Stenzenberger

Berlin Werwolf - Blutige Jagd
von Rainer Stenzenberger

Bewertet mit 3 Sternen

Gero von Sarnau, seines Zeichens sich durchschlagender Berliner Werwolf, besteht in diesem Buch sein drittes, irrwitziges Abenteuer, was mein erstes mit ihm war. Dies stört jedoch beim Lesen nicht, da “Blutige Jagd” ein eigenständiger, abgeschlossener Roman in einer Reihe ist. Man merkt zwar an wenigen Stellen, das hinter gewissen Anspielungen vergangene Abenteuer stecken, dies stört jedoch nicht und ist vor allem zum Lesen des Buches nicht wichtig.

Gero ist knapp bei Kasse und hält sich mal so, mal so über Wasser. Nach einem einschlagenden Boxkampf auf dem amerikanischen Fest in Berlin begegnet er zum ersten Mal Amy, die ihn sofort verzaubert. Abgelenkt durch sein inneres Tier endet der Abend jedoch viel zu früh. Als er sich am nächsten Tag auf die Suche nach der unbekannten Schönheit macht, verstrickt er sich in Angelegenheiten, die es in sich haben und gut auf Leben oder Tod hinauslaufen. Gutmütige Riesenboxer, rassige Cowgirls, freche Affen, Nazis und der amerikanische Geheimdienst sind jedoch nicht das einziges Problem. Sein Cousin Ansgar ist aus Norwegen zu Besuch und er lebt sein inneres Tier weitaus ungehemmter aus als Gero.

Wie es der Klappentext schon ankündigt: Reflexe auf Maximum, Gehirn auf Reserve. “Blutige Jagd” hetzt in einem aberwitzigen Tempo durch eine Geschichte, die an Schauplätzen und Szenen so vollgepackt ist wie ein 600 Seiten Schinken. Der Leser darf hier eine actionreiche, schwarzhumorige, rasante Geschichte erwarten, die einfach nur unterhalten will. Was die Logik und der Verstand angeht, so tut es manchmal gut diese zurückzuschrauben, das Gehirn eben auf Reserve laufen zu lassen.

Gero von Sarnau, unser Protagonist, ist ein Großstadtcowboy mit Mustang, Cowboystiefeln und einem Geheimnis. In seinem Blut schläft ein Tier, dass durch den Mond angeheizt wird und hervorkommt, so dass er die Welt dann nur noch rot sieht. Gero ist ein Werwolf. Ehemals Soldat und Stuntman schlägt er sich derzeit durchs Leben auf der Suche nach der nächsten Verdienstmöglichkeit. Begleitet wird er dabei von ebenfalls skurillen Charakteren und tritt auf noch individuellere. Mir persönlich würde jetzt kein Charakter in diesem Buch einfallen, der normal wäre. Ein Geheimagent, ein schatzsuchendes Cowgirl, eine Samuraiempfangsdame, ein etwa 11jähriger Gigolo, der düstere Werwolfcousin, ein Affe und der Dude sind nur ein Bruchteil davon und reichen als Veranschauung wohl aus.

Die Geschichte an sich ist nicht weniger spektakulär. Innerhalb von 9 Tagen erlebt Gero Dinge, die James Bond nicht in seinen kühnsten Träumen durchmachen muss. Alles passiert in einem atemlosen Tempo, geschieht Zack auf Zack und schubst den Leser immer voran durch die Story. Eine schmerzhafte Verwandlung jagt die nächste, eine Schlägerei wechselt sich mit Sex und der Jagd an sich ab und natürlich dürfen die lebensgefährlichen Momente nicht fehlen. Dabei ist bei manchen Charakteren bis zum Ende unklar, welche Motive genau verfolgt werden, gewürzt wird alles mit sarkastischem Humor.

Wer eine derart atemlose, rasante Actiongeschichte mit Werwölfen mag, der wird sich hier pudelwohl fühlen. Mir persönlich war das Ganze jedoch etwas over the top. Die Charaktere sind durchweg überzogen gezeichnet und ich bevorzuge schlichtweg realistisch wirkende Charaktere, die wahren Abgründe der Seele. Durch die Fülle an Handlung wird keine einzige wirklich zufriedenstellend beleuchtet und ausgebaut, so dass dieses Buch keine Tiefe erschafft, die mich haben abtauchen lassen.
Zudem darf man dem Geschehen nicht wirklich mit Logik folgen. Viele Dinge sind einfach nicht logisch, allen voran die Szene mit dem Luftröhrenschnitt.

Wer also seinem Kopf einmal Pause gönnen möchte und sich einfach durch rasante, testosterongeladene Action ziehen lassen will, der ist mit diesem Buch genau an der richtigen Stelle. Zudem zeigt der Autor Rainer Stenzenberger seine Liebe zur Stadt Berlin auf, die aus jeder Seite sprießt. Ein Buch mit starken Momenten, aber auch mit einigen Schwächen, das aber definitiv sein Publikum finden wird.