Rezension

Rasches Erzähltempo, aber zu wenig Action

Von der Nacht verzaubert - Amy Plum

Von der Nacht verzaubert
von Amy Plum

Als Kate Merciers Eltern bei einem tragischen Unfall sterben, zieht sie zusammen mit ihrer Schwester Georgia zu den Großeltern nach Paris. Jede versucht auf ihre eigene Weise, ihr altes Leben und ihre schmerzvollen Erinnerungen hinter sich zu lassen. Während Georgia sich in das Nachtleben stürzt, sucht Kate Zuflucht in ihren Büchern bis sie eines Tages Vincent trifft, der es schafft, ihren Schutzpanzer zu durchbrechen.

Bei Spaziergängen entlang der Seine und durch die spätsommerlichen Gassen von Paris beginnt Kate, sich in ihn zu verlieben nur um kurze Zeit später zu erfahren, dass Vincent ein Revenant ist. Die Liebe der beiden steht unter einem schlechten Stern: Vincent und seine Freunde sind in einen jahrhundertealten Kampf gegen eine Gruppe rachsüchtiger Revenants verstrickt. Schnell begreift Kate, dass ihr Leben niemals wieder sicher sein wird, wenn sie ihrem Herzen folgt.

Der Einstieg in die Geschichte von Kate, Vincent und den Wiedergängern bietet nicht viel Neues: Kate ist ein intelligentes, unscheinbares Mädchen, dessen Eltern bei einem Autounfall gestorben sind. Sie trauert eine lange Zeit, in der niemand an sie herankommt bis sie sich in den wunderschönen, doch unerreichbaren Vincent verliebt. Nach einigen Neckereien findet sie jedoch heraus, dass er ebenfalls Gefühle für sie hegt – das kann sie natürlich nicht nachvollziehen, denn sie selbst fühlt sich viel zu durchschnittlich. Mit der Zeit häufen sich jedoch mysteriöse Zwischenfälle, die Kate sich nicht mit ihrem Menschenverstand erklären kann. Es stellt sich heraus, dass Vincent ein übernatürliches Wesen, ein Reveant, ist.

Reveants, sogenannte Wiedergänger, stehen drei Tage nach ihrem Tod wieder auf. Dieses Phänomen tritt nur unter bestimmten Bedingungen auf; eine Voraussetzung dafür ist es, anstelle eines anderen gestorben zu sein. Nach ihrer Wiederauferstehung sind sie schlaflos, ruhen nur einmal im Monat für 3 Tage. Außerdem haben sie eine besondere Wahrnehmung und den Drang, Menschen vor dem Tod zu schützen. Sollten sie dabei sterben, wachen sie erneut drei Tage später wieder auf und nehmen dann den Körper und das Alter an, mit dem sie zum ersten Mal gestorben sind.

Für Wiedergänger gibt es nur eine Möglichkeit, um für immer zu sterben: Sie müssen getötet und anschließend verbrannt werden, bevor sie wiederauferstehen. Und genau das ist das Ziel der sogenannten Numa, die das Gegenstück der Reveants darstellen: Sie wollen die Menschen nicht retten, sondern in den Selbstmord treiben und die gutartigen Wiedergänger auslöschen.

Man wird nach und nach die Welt der Reveants eingeführt, lernt ihre düsteren Geheimnisse und Fähigkeiten kennen. Die Handlung hat zwar wenige Aha-Momente, aber ist phasenweise immer wieder sehr spannend. Der Titel verspricht übrigens nicht zu viel, denn der Schreibstil der Autorin ist wirklich zauberhaft. Außerdem punktet sie auch mit der Wahl des Schauplatzes, das Pariser Flair passt nicht nur gut zur Geschichte, sondern gibt dem Buch auch einen ganz besonderen Charme.

Trotz allem muss ich sagen, dass mir das Verhältnis von Kate und Vincent nicht gefällt. Auch wenn Kate anfangs noch Zweifel hegt, ob eine sie eine solche Liebe ertragen kann, die sie immer wieder an den Tod ihrer Eltern erinnert, stürzt sich dann aber doch Hals über Kopf in die Beziehung mit Vincent. Sie betet ihren wunderschönen, makellosen Gott an und denkt immer nur daran, wie schön er doch ist. Zusätzlich gibt Vincent auch noch den perfekten Schwiegersohn ab: Benimmt sich immer korrekt, hat sich seit Jahrzehnten in kein anderes Mädchen verliebt, will mit dem Sex warten und macht Kate sehr teure Geschenke.

Meiner Meinung nach hat eine solch glatte Beziehung nichts mit der Realität zu tun und vor allem nichts in einem Jugendbuch zu suchen. Niemanden sollte vermittelt werden, dass der richtige Partner perfekt, wunderschön und reich sein muss oder dass er keine Macken haben darf. Außerdem passt es auch nicht so richtig zur Geschichte, dafür hat Kate einfach zu viel Skepsis an den Tag gelegt und ihre Gefühle zu oft in Frage gestellt. In der Beziehung der beiden gibt es so viele Ungereimtheiten, die nicht für eine glückliche Zukunft sprechen, dass es meiner Meinung nach im nächsten Band auch mal ordentlich knallen könnte.

Im Sequel würde ich außerdem noch gerne mehr von den Nebencharakteren erfahren, die mir durchweg sympathisch waren. Die Zwillinge Charles und Charlotte, ebenfalls Reveants, haben mir sehr gut gefallen: Er neigt zu Selbstmordgedanken, weil er sich mit seinem Schicksal, immer wieder zu sterben, nicht abfinden kann. Da er dazu aber die Hilfe der Numa braucht, bringt er sich selbst immer wieder in Gefahr. Charlotte ist das absolute Gegenteil, sie ist sehr aufgeweckt und immer gut gelaunt, obwohl sie es oft nicht leicht hat.

Die liebevolle Aufmachung des Buches sorgt natürlich für einen Blickfang im Bücherregal. Auch mit der deutschsprachigen Webseite der Autorin hat sich der Loewe-Verlag viel Mühe gegeben. Neben den üblichen Informationen zur Schriftstellerin und ihrem Werk, findet man eine Karte von Paris, auf der zusätzlich einige Fotos der Schauplätze zu sehen sind.

Große Überraschungen hält der Roman nicht bereit, dennoch habe ich ihn äußerst gerne gelesen und hoffe, dass Amy Plum im nächsten Teil mit mehr Action aufwartet. Streckenweise hat sie bereits mit dem Auftakt der Trilogie bewiesen, dass sie ein anständiges Erzähltempo drauf hat und nicht erst lange um den heißen Brei herum redet. Ich freue mich schon auf weitere Abenteuer mit Kate und Vincent.