Rezension

Rassendiskriminierung in den Südstaaten

Natchez Burning - Greg Iles

Natchez Burning
von Greg Iles

Bewertet mit 3 Sternen

~~Die 65-jährige Farbige Viola Turner kehrt schwerkrank nach 40 Jahren Abwesenheit in ihre Heimatstadt Natchez/Mississippi zurück. Sie war vor langer Zeit die Krankenschwester von Tom Cage, einem Koreaveteran und ortsansässigen, respektablen Arzt. Als Viola Turner ermordet wird, fällt der Verdacht schnell auf den 70-jährigen Tom Cage, der angeblich Sterbehilfe geleistet haben soll. Dieser bewahrt allerdings Stillschweigen bewahrt und will keine Aussage machen. Toms Sohn Penn, der Bürgermeister von Natchez, möchte seinen Vater unterstützen und beginnt, selbst Nachforschungen anzustellen, um die Unschuld seines Vaters zu beweisen. Dabei kommt zutage, dass es in den 60er Jahren einige noch immer unaufgeklärte Morde an Farbigen gegeben hat und Violas Tod damit in Zusammenhang stehen könnte. Penn wird mit seinen Erinnerungen an die Vergangenheit konfrontiert und an die Zeit der Doppeladler, die als eine Splittergruppe des Ku-Klux-Klans ihr Unwesen trieben und mit brutalen Methoden Farbige drangsalierten und auch vor Mord nicht Halt machten. Bei seinen Nachforschungen findet Penn Unterstützung durch den Wochenblattjournalisten Henry, der schon einige Jahrzehnte viele Informationen über die alten Verbrechen zusammengetragen hat und durch seine Verlobte Caitlin. Sie alle begeben sich in große Gefahr, denn anscheinend hat niemand ein wirkliches Interesse an der Aufklärung – fast alle haben Geheimnisse und etwas zu verbergen, das es zu schützen gilt.

Greg Iles hat mit seinem 1000 Seiten umfassenden Roman „Natchez Burning“ den ersten Teil einer Trilogie vorgelegt. Der Schreibstil ist durchaus flüssig und gut zu lesen. Der Einstieg in das Buch gestaltet sich trotzdem recht schwierig, weil man es bereits zu Beginn mit vielen verschiedenen Namen zu tun hat, deren komplexe Verbindungen untereinander erst im Laufe der Geschichte deutlich werden. Auch die sehr detaillierten Landschaftsbeschreibungen und in Kleinigkeiten abschweifenden Erzählungen des Autors machen einen steten Lesefluss nicht leicht. Die Spannung wird gut aufgebaut, fällt jedoch auch ebenso rapide wieder durch die Ausführlichkeit von Nebendetails. Die Protagonisten sind zwar vielfältig und detailliert angelegt, jedoch sticht kein Charakter besonders heraus, hier fehlt es eindeutig an der Entwicklung. Da noch zwei weitere Bände geplant sind, sind hier die Möglichkeiten also noch offen.

Iles spricht während der Handlung viele Themen an, vom Ku-Klux-Klan über den Rassenkampf im Süden, über Waffenbesitz bis hin zu Korruption und Verschwörung. Da der Autor selbst in Natchez aufgewachsen ist und auch heute noch dort lebt, hat man beim Lesen oftmals das Gefühl von autobiografischen Erinnerungen und Erlebnissen, die hier verarbeitet werden und deshalb akribisch zusammengetragen wurden.

Das Buch hat durchaus sehr spannende Komponenten, auch der komplexe Streifzug durch die amerikanische Südstaatengeschichte war sehr interessant zu lesen. Jedoch wirkte das Ende einfach zu konstruiert, viele Fäden wurden nicht verknüpft, da man ja noch Handlungsspielraum für die Fortsetzungen benötigt. Dieses Buch wirkt eher wie eine Einführung in die eigentliche Geschichte, die sich erst in den weiteren Bänden offenbaren wird. Doch bei knapp 1000 Seiten mutet Iles dem Leser einiges zu, die Frage ist, ob man sich die Nachfolger dann noch zu Gemüte führen möchte.

Ein durchaus interessantes und teilweise recht spannendes Buch, das sich gesellschaftskritisch mit der jüngeren amerikanischen Geschichte auseinandersetzt und durch die zusammengetragenen Details des Autors durchaus als realistisch anzusehen ist. Weniger wäre hier trotzdem mehr gewesen, um den Leser bei der Stange zu halten. Eine kürzere Fassung wäre einem Thriller durchaus nahe gekommen. Trotzdem eine Leseempfehlung für alle, die sich gern mit gesellschaftskritischen Themen befassen.