Rezension

Ratlos

Hier ist es schön - Annika Scheffel

Hier ist es schön
von Annika Scheffel

Bewertet mit 2 Sternen

Irma ist 16, als sie sich entscheidet, bei einer ganz besonderen Casting Show mitzumachen. Zwei auserwählte junge Menschen sollen auf einem fernen Planeten die Zukunft und den Fortbestand der Menschheit sichern. Tatsächlich schafft es Irma, erwählt zu werden und gemeinsam mit Sam, einem Jungen ohne Vergangenheit, wird sie auf ihr neues Leben vorbereitet. Doch kurz vor dem Start beschließt Sam zu flüchten, sich seiner Herkunft gewiss zu werden, so dass Irma nichts anderes übrig bleibt Sam auf seiner Suche nach der geheimnisvollen Insel zu begleiten, wo angeblich die Antworten auf Sams Fragen zu finden seien.

Der erste Abschnitt des Buches beginnt mit Briefen an Irma. Von ihren Eltern, ihrer Oma, Freunden und Fans der Fernsehshow. Es sind einseitige Briefe, wir erfahren nicht, wie Irma auf diese Briefe reagiert, geschweige denn, ob sie diese überhaupt erhält. Dann ändert sich die Erzählweise. Die Autorin lässt Irma und Sams Geschichte in der Gegenwart abwechselnd mit ihrer Vergangenheit Revue passieren. So weit so gut. Und doch habe ich mich bei der Lektüre dieses Buches die ganze Zeit gefragt, was mir die Autorin eigentlich sagen will. Die Handlung ist in einer peri-apokalyptischen Welt angesiedelt. Das Land liegt brach, die Menschen haben kaum Arbeit, die Städte sind verkommen. Sehr weit kann die Apokalypse dann doch noch nicht fortgeschritten sein, wenn Menschen Zeit haben, joggen zu gehen und ihre kleinen Einfamilienhäuschen renovieren. Es gibt keine Handy mehr, dafür Festnetz (wer hat denn heute noch Festnetz, geschweige denn in dieser fiktiven Zukunft), aber Internet und Fernsehen gibt es, keine Schulunterricht, aber Zeitungsabos. Benzin ist äußerst knapp, aber bei der verlassenen Tankstell für umsonst zu zapfen. Diese Dystopie ist mir mit Verlaub einfach zu bieder. Für diese - widersprüchlichen -  Zustände gibt es keine Erklärung. Ich hatte beim Lesen immer wieder das Gefühl, The Hunger Games treffen  auf Lost, tatsächlich tauchen auch unmotiviert wilde Tiere und einsame Hütten mit seltsamen Bewohnern auf. Der Schluss ergeht sich in esoterischen Sequenzen. Ich konnte keinen einzigen logischen Handlungsverlauf in diesem Roman erkennen und kann die Geschichte wirklich nicht einordnen. Für einen Jungendroman fehlt mir die Identifikationsfigur (Irma ist zu kalt, Sam zu weggetreten), die Dystopie strotzt vor Ungereimtheiten, Kritik an menschenverachtenden Gameshows zu leise. Einziges Fazit: Wir sind alle manipulierbar.. Und ich bleibe ratlos über.