Rezension

Raus aus der Anarcho-Idylle

Wasteland - Judith C. Vogt, Christian Vogt

Wasteland
von Judith C. Vogt Christian Vogt

Bewertet mit 4 Sternen

Im Ödland lauern schlimmere Gefahren, als marodierende Banden. Das Wasteland-Virus hat einst die Menschheit beinahe ausgelöscht und lauert nun dort immer noch im Boden und der Luft. Das Betreten der Gegend ist nur mit Atemmaske möglich. Nicht für Laylay. Aus irgendwelchen Gründen ist sie gegen das Virus immun. Deshalb ist es auch sie, die Zeeto aufspüren soll, als der junge Mann nicht aus dem Ödland zurückkehrt. Da ist er allerdings bereits infiziert und auch Laylay stellt nach ihrer Rückkehr fest, dass irgendwas an ihr anders ist.

Post-apokalyptische Welten wie in „Wasteland“ liefern spannenden Erzählstoff. Gerade, weil die gesellschaftliche Ordnung nicht mehr gilt und die Regeln für das Zusammenleben auf Null gesetzt werden. Mit Laylay und Zeeto haben Judith und Christian Vogt zwei völlig gegensätzliche Charaktere erschaffen, die entsprechend ihres unterschiedlichen Wesens auch mit verschiedenen Erzählstimmen sprechen. Während Laylay ihre Sicht der Ereignisse als typische Ich-Erzählerin vermittelt, wendet sich Zeeto zwischendurch auch direkt an die Leser. Die Sprache der beiden ist von Kraftausdrücken geprägt, was angesichts des Zerfalls der erzählten Welt aber absolut passend ist. Das Schimpfworte wie „verfakkt“ so geschrieben werden, wie man sie spricht, passt ebenfalls in diesen Kontext.

Eine weitere Besonderheit der Sprache sind die gendergerechten Formulierungen. So wird beispielsweise die Anführerin einer Motorradband zu „die Boss“. Am Anfang der Geschichte stolpert man noch ein wenig darüber, allerdings gewöhnt man sich bereits nach ein paar Seiten daran. Ebenso wie die Verwendung von Worten, Namen oder auch Sätzen aus verschiedenen Sprachen. So bekommt ein Baby einen kiswahelischen Namen und Laylay wechselt mit ihrem Vater ab und an Sätze auf Türkisch. Die Multilingualität trägt zusätzlich zu dem Eindruck bei, dass die Menschen aufgrund des Virus zusammengerückt sind. Und dann wiederum auch nicht. Hinten im Buch befindet sich eine Inhaltswarnung, die darauf hinweist, dass in der Geschichte auch sensible Themen bzw. Themen, die als Auslösereize funktionieren können, behandelt werden. Eine raue Welt, die ihrem Kontext in Inhalt und Sprache absolut treu bleibt, dem Leser aber auch was abverlangt.