Rezension

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Raus aus der (Porno)Sucht, rein ins Vergnügen!

Egosex - Christina Rammler

Egosex
von Christina Rammler

Bewertet mit 4 Sternen

Christina Rammlers Egosex berichtet über Pornoschicksale von einzelnen Menschen und versucht in ihr Gedanken- und Gefühlschaos Einblick zu gewähren.
Ich denke die Bewertungen des Buches werden unterschiedlicher nicht sein können, hängt es vorrangig davon ab ob man das Buch als Christ oder Nichtchrist liest...
Der Einstieg ins Buch war anfänglich sehr mühsam für mich und ich habe ehrlicherweise oft ans Aufgeben gedacht. Ich war einfach ungeduldig, habe ich doch von Anfang an auf eine Lösung des dargebotenen Problems gewartet.
Auch wenn ich mich über die eine oder andere Passage gefreut habe, wie die unterschiedlichen Voraussetzungen für Sex bei beiden Geschlechtern S. 43, fiel es mir doch sehr schwer im Thema anzukommen.
Was ich ein bisschen schade fand, ist diese ewig alte Leier immer alles aufs Jagen und Sammeln vergangener zig 1000 Jahre zu schieben. Der Mann als ewiger Jäger (und Sammler), hat schon morgens (vor der Jagd) besonders viel Lust auf Sex, weil er ja dann den ganzen Tag außer Haus ist?? Davon mal abgesehen, dass man als Christ mit Evolution Probleme haben sollte, ist das doch sehr einfach dargestellt. Laut Evolution waren wir vor kurzem ja noch Affen. Wenn wir ständig noch ans Jagen und Sammeln denken, warum geifern wir dann nicht auch bei Bananen??

Aber gut, ich muss gestehen, das Buch wurde mit jeder Seite besser. Habe ich anfangs auf den christlichen Aspekt gewartet, war es ab Kapitel 5 soweit;) Der Glaube an Jesus und damit ein Ausweg aus der Sucht kamen ins Spiel. Als Christin empfinde ich Freudensprünge im Herzen, wenn ich sehe dass es Menschen über den Glauben an Jesus gelingt, ihre Sucht abzulegen. 
Leider ist es der Autorin hier nicht gelungen, nicht bibelfesten Menschen Zeugnis zu geben, wie genau das denn nun gelingt seine Sünden und Laster abzuladen, um eine geistige Wiedergeburt zu erleben. Denn Pornosucht als ein Problem geistiger Natur braucht vermutlich mehr als eine Therapie? Hinweise auf die jeweiligen Bekehrungen wären für nicht christliche Menschen wirklich nötig gewesen. Ich denke hier hätte es unbedingt etwas umfangreicher und klarer sein dürfen! ( z.B. Welche Kraft hat das Kreuz für jeden Einzelnen von uns? ) Leider kann ich mir vorstellen, dass das zum Abbruch des Buches führen könnte. Ich habe auch irgendwann verstanden, dass Jesus die Leere in meinem Herzen füllen könnte, aber die große Frage für mich war immer Wie ??? Deswegen reicht es an dieser Stelle nicht einfach zu sagen: da kam jemand namens Gott…

Dennoch habe ich mich entschlossen 4 Sterne zu vergeben, denn das Buch offenbart doch viele Wahrheiten, die einfach wichtig sind für Menschen, die sich einer solchen Sucht gegenüber sehen.

Kapitel 7 war hierbei eines meiner Highlights, da die Autorin darin die Beziehung zum Porno und die damit verbundenen zeitweisen Annehmlichkeiten und deren überschattenden Unannehmlichkeiten eigentlich zusammenfassend beschreibt. Dieses Kapitel fasst an sich alle Gefühle und Emotionen zusammen, die vorhergehende Personen fast ebenso gespürt haben. Die Leere nach dem Egosex, die egoistische Position des Mannes, die Unterschiedlichkeit des Pornoempfindens ( Mann/Frau ), die Unzufriedenheit und die gefesselte Freiheit. Auch hier wird die Perspektive des Ausstieges wieder verdeutlicht, diesmal intensiver und deutlicher: die allumfassende Liebe Gottes einhergehend mit einer übernatürlichen Veränderung, zum großen Glück nicht aus der eigenen Kraft heraus.

Was meine Sympathie der Autorin gegenüber am Ende ( Kap. 8 ) nochmals verstärkt hat, ist die unbedingte Erwähnung der gelebten Beziehung zu Gott. Das ist ganz wichtig, soll ja die Sucht geheilt werden! Es reicht also nicht allein Christ zu sein, und brav am Sonntag in die Kirche zu gehen. Eine ganz wichtige Feststellung, wie man hier am Beispiel des Vaters von Paula sehen kann. 
Dafür ist einem eigentlich mit der Bibel das wichtigste Werkzeug an die Hand gegeben um die Verbindung nach oben aufrecht zu erhalten. Schläft die Beziehung ein, werden äußere Umstände immer wieder dafür sorgen, dass man in Versuchung gerät und sündigt, wie die Personen der letzten beiden Kapitel vermehrt festgestellt haben. Wenn man versucht Jesus nachzufolgen, heißt das nicht, dass man nie wieder sündigt, aber die Einstellung zur Sünde verändert sich, man versucht richtiger zu leben, verabscheut Verfehlungen seinerseits. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich bestimmte Dinge einfach irgendwann nicht mehr richtig anfühlen, wie es v.a. in Kapitel 6-8 aufgezeigt wird.

Fazit:
Machen wir uns nichts vor, Porno ist Sünde, da Fremd gehen im Geiste ( Matthäus 5:28 ). Sobald man sich jemanden anderen als seinen Partner in die Gedanken zieht, begeht man Betrug vor den Augen des Herrn und vor dem Partner. Ich finde der Rest ist schlichtweg vorgemacht. Ob man nun an Gott glaubt oder nicht, letztlich muss sich jeder verantworten. 
Das letzte Kapitel beschreibt es wunderbar: Ehe und damit verbundener Sex kann auch nach 20 Jahren noch super sein. Helfen können da die Tipps ab Seite 212:) Vertrautheit und Liebe in einer Ehe geben mehr als Porno und Egosex. Sie stellen die Basis für erfüllten und wirklich freien (!) Sex dar. Dass man das mit Pornos haben kann, soll mal jemand beweisen. Für mich klangen die Pornosex-Zwänge eher extrem anstrengend.
Danke Christina Rammler für die Offenheit und das Aussprechen der Dinge wie sie nun mal sind!