Rezension

Realistischer Polit-Thriller

Sprengfalle - Luc Winger

Sprengfalle
von Luc Winger

Bewertet mit 4 Sternen

1989. Es ist die Zeit des Mauerfalls und der linksradikalen Terroranschläge. EIne Clique von Abiturienten um den Jungen Jochen verbringt die Zeit miteinander, als sie durch Zufall die Vorbereitungen des Attentas auf Alfred Herrhausen, Vorstand der Deutschen Bank in Bad Homburg, mitbekommen und ihr Spürsinn geweckt ist.
2019. Jochen hat die alte Clique jährlich zu einem großen Essen eingeladen, doch nach 30 Jahren will er den damaligen Fall zur Aufklärung bringen und hat dazu auch einen Überraschungsgast eingeladen....
Luc Winger hat hier einen spannenden, realitätsnahen und einfühlsamen Politthriller vorgelegt.

DIe geschichtlichen Daten und Hintergründe sind gut recherchiert und der Leser fühlt sich zurückversetzt in die Zeit des Mauerfalls, des kalten Krieges und eigener Erfahrungen im Alter zwischen Jugend und Erwachsenenwelt. Die Lektüre macht Lust, sich noch einmal mit den Anschlägen der RAF und der damaligen politischen Lage auseinanderzusetzen.
Die Protagonisten sind sehr einfühlsam und genau geschildert, fast fühlt man sich schon als Mitglied der Clique. Alle Beobachtungen sind realistisch und nachvollziehbar und die aufkommenden Fragen stellen auch den Leser vor die Frage, wie er reagiert hätte. Wären die Beobachten der Polizei zu melden? Was für Auswirkungen kann alles haben?

Der Schreibstil ist eigenwillig und sehr flüssig und ich hatte das Buch schnell ausgelesen, auch oder gerade wegen des schönen Spannungsbogens.
Überraschend in diesem Polit-Thriller sind die romantischen Elemente, denn es gibt natürlich auch mehr oder weniger heftige Beziehungen zwischen die Beteiligten. DIese wirken aber keinesfalls als störend, sondern sind harmonisch in den Kontext eingebettet bzw. wichtig für die Handlung.

Der Thriller ist in zwei Teile geteilt, zwischen denen 30 Jahre liegen. So entsteht eine gute Entwicklung, die logisch ist.
Auch das Ende ist durchaus folgerichtig und nachvollziehbar - und es gibt auch noch einen zusätzlichen Paukenschlag am Schluss.
Kritisch anmerken muss ich leider, dass das Buch einige Fehler (Wörter/Bezüge/Zeichensetzung) enthält, die meinen Lesefluss leider etwas gestört haben. Aber das wird in einer weiteren Auflage hoffentlich verbessert.

Leseempfehlung!