Rezension

Realistisches Endzeitszenario mit kleinen Schwächen

Das Dorf (Finsterzeit 1) - Sandra Toth

Das Dorf (Finsterzeit 1)
von Sandra Toth

Bewertet mit 3 Sternen

Die jungen Erwachsenen Lara und Thomas flüchten zu Beginn der Geschichte direkt vor einer wütenden und bewaffneten Horde Menschen. Plünderungen und Gewalt sind nun an der Tagesordnung. Deswegen möchten die beiden zur „Festung“, einer geschützten und gut versorgten Anlage von Thomas‘ Opa. Während dem Weg dorthin fragt sich Lara, was Thomas für sie empfindet, weil sie verliebt in ihn ist. Währenddessen erfährt man aber Stück für Stück von der Vergangenheit – die der Protagonisten und allgemein – und dem Leser ist sofort klar, dass sich beide schon lange lieben. Dass die Beziehung der beiden grundlos aufgebauscht wird, obwohl es offensichtlich ist, fand ich etwas unnötig. Später wird ihre Liebesbeziehung etwas seltsam und entwickelt sich, was im zweiten Band der Reihe spannend werden dürfte.

Während der Leser Lara und Thomas begleiten, sind auch einige Kapitel aus der Sicht von anderen Protagonisten beschrieben, wie z. B. Thomas‘ Vater. Langsam bekommt der Leser einen Überblick darüber, wie es während der Energiewende zu diesem katastrophalen Endzeitszenario kommen kann – was eine total realistische und mögliche Zukunft unserer Zeit wäre. An einigen Stellen hätte ich mir aber früher und mehr Informationen gewünscht, insbesondere Laras Beruf. Außerdem hätte dem Buch auch ein paar Seiten mehr vertragen, indem Begebenheiten oder Personen nicht nur beschrieben, sondern direkt miterlebt werden. So hätte ich Laras Charakter viel genauer kennengelernt und sie sich nicht widersprüchlich zu ihrer Beschreibung verhalten. Leider blieb Lara deshalb sehr blass und ich konnte ihrem Schicksal nicht wirklich mitfiebern. Thomas hingegen ist ein sehr interessanter und starker Charakter, über den ich gerne noch mehr erfahren möchte.

Was mir sehr gut an der Geschichte gefällt ist die klare Ausarbeitung, wie das Leben der Menschen nach der Krise nun aussieht. Die Menschen sind auf sich alleine gestellt, wodurch sie Gruppen bilden, Plünderungen geschehen, Gewalt angewendet oder anderen geholfen wird. Dass viele Menschen machthungrig sind oder sich an Gewalt ergötzen wurde anschaulich denjenigen Personen gegenübergestellt, die immer wieder anderen helfen, obwohl sie selbst auch nicht viel haben. Diese Geschichte zeigt sehr schön, wie sich Menschen bei einer solch einschneidenden Krise verhalten: Machthungrig oder hilfsbereit.

Ab ca. der Hälfte ist klar, worauf das übrige Geschehen noch hinauslaufen wird. Aufgrund der knappen und prägnanten Schilderung und des flüssigen Schreibstils ist es trotzdem interessant zu verfolgen. Das Ende ist sehr unspektakulär, bringt aber einen Cliffhanger für den Folgeband.

Fazit:
Ein spannender Endzeitroman, der an einigen Stellen aber noch unrund ist und etwas mehr Szenen statt Erzählungen vertragen könnte. Die Geschichte zeigt während einer solchen Katastrophe sehr anschaulich menschliche Abgründe und Empathie, die sich in Hilfsbereitschaft zeigt.