Rezension

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Realität 2.0

White Maze - June Perry

White Maze
von June Perry

Bewertet mit 3 Sternen

Vivians Welt liegt von heute auf morgen in Trümmern - erst scheint ihre Mutter durchzudrehen und zerstört die neuen Virtual Reality Linsen, an denen sie vorher monatelang gearbeitet hat und kurz darauf wird sie ermordet. Nur scheint niemand an einen Mord zu glauben - außer Vivian selbst. So muss sie sich selbst auf die Suche nach dem Mörder machen - im White Maze, einer virtuellen Realität, die er kontrolliert wie ein rachsüchtiger Gott.. 

Ich muss ehrlich sagen dass ich mich mit dem Einstieg in das Buch wirklich schwer getan habe. Alles geht zu schnell, man hat das Gefühl die Autorin arbeitet eine Art Checkliste ab nur um möglichst schnell zur Haupthandlung voran zu kommen, eine wirkliche Einleitung fehlt völlig. Irgendwann wenn die Handlung läuft verliert sich dieses Gefühl dann aber auch schnell wieder. 
Schön hingegen fand ich (bis auf eine kleine Ausnahme) allerdings die Entwicklung der Protagonistin. Vivian ist einfach ein typischer Teenager - vollkommen egozentrisch, kindisch, gleichzeitiger aber der Meinung super erwachsen zu sein, immer im Recht und sowieso der Mittelpunkt des Sonnensystems. Nach ihrem Schicksalsschlag erlebt man wunderbar, wie sie aufwacht. Vorwürfe, Wut und ganz viel Verdrängung. Das alles ist wunderbar authentisch. Wenn sie sich in den brisantesten Situationen noch verkneifen hätte können statt über die Gefahr über ihren neuen Lover nachzudenken wäre ich hier wirklich vollkommen begeistert.
Das faszinierendste an der ganzen Geschichte ist aber natürlich die virtuelle Realität. Davon hätte ich gerne viel, viel mehr gelesen, denn wirklich präsent wird die eigentlich erst zum Ende hin. Und das ist wirklich, wirklich schade, denn die Welt die Perry ihren Lesern hier eröffnet ist wirklich atemberaubend und lässt gut verstehen, warum die Menschen in Gefahr geraten sich im White Maze zu verlieren. 
Auch das Ende betrachte ich wieder zwiespältig. Einerseits war es wirklich gut gemacht, Vivians Trauer findet einen würdigen Abschluss, es war spannend, stimmig und alles in allem gut gemacht. Doch die Beweggründe des Antagonisten wurden so gut wie gar nicht beleuchtet und auch das "letzte Wort" wirklich irgendwie deplatziert. 
ACHTUNG SPOILER!

Offene Enden sind schön und gut, aber nachdem der Antagonist am Ende nicht tot ist kann ich mir nicht vorstellen, dass man nach dem durchlebten Drama eine Warnung zum Neustart auf dem Bildschirm einfach ignoriert. So dermaßen dämlich kann man doch fast schon nicht sein.
Was auch immer die Autorin sich dabei gedacht hat, bei mir kam der Gedanke nicht ganz an.