Rezension

Realität mit Erinnerungslücken

AMNESIA - Ich muss mich erinnern - Jutta Maria Herrmann

AMNESIA - Ich muss mich erinnern
von Jutta Maria Herrmann

In dem Thriller „Amnesia“ von Jutta Maria Herrmann geht es zwischen Wirklichkeit und Wahnvorstellungen um einen Mord innerhalb einer Familie. 

Die im Saarland geborene Jutta Maria Herrmann studierte in Berlin Germanistik und Film- und Theaterwissenschaften. Sie machte sehr unterschiedliche Berufserfahrungen und arbeitet heute in der Politikredaktion einer Tageszeitung. “Amnesia“ ist ihr dritter Thriller im Knaur Verlag. 

Helen hat Lungenkrebs im Endstadium. Nachdem ihr Freund sie verlassen hat sucht sie Zuflucht bei ihrer Familie in ihrer alten Heimat. Durch die überdosierte Einnahme von Beruhigungsmitteln und Angstlösern hat Helen Wahrnehmungsstörungen und zeitliche und inhaltliche Erinnerungslücken. Dadurch weiß sie nicht ob sie vielleicht sogar die Mörderin ihres Schwagers ist. 

Der Schreibstil ist klar und flüssig. Helen führt in der Ich-Perspektive durch die Geschichte. Aufgrund ihrer Wahrnehmungsstörungen ist der Grenze zwischen Wirklichkeit und Fiktion für sie und auch für die Leser nicht immer klar erkennbar. Es gibt vielerlei Ereignisse bezogen auf die Vergangenheit, die Auswirkungen in die Gegenwart haben. Durch zusätzliche unerwartete Wendungen wird die Verwirrung verstärkt. Mich hat dies im Mittelteil etwas gestört.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. „Hinter einer charmanten Larve verbirgt sich eine eiskalte berechnende Persönlichkeit“ – so wird die schwangere Schwester beschrieben und gut dargestellt. Die Gedanken der krebskranken Helen, die Beziehungen innerhalb der Familie und zu Freunden werden mit Tiefe beschrieben. Themen wie Ablehnung, Misstrauen, Vergewaltigung, Selbstmord und Mord spielen eine Rolle. Im Prolog gibt es einen Blick in die Zukunft, allerdings gibt nicht zu allen Fragen konkrete Antworten. 

Wie es schon im Buch beschrieben ist: Literatur – eine Weile in eine fremde Welt eintauchen. Die Realität in diesem Thriller ist nicht immer klar erkennbar, aber spannend.