Realität oder Spiel? Wenn die Grenzen verschwimmen ...
Bewertet mit 4.5 Sternen
'Erebos' beginnt mit einem Prolog: Jemand, der die Dunkelheit liebt, äußert sich. Rätselhaft und erst am Ende verständlich.
Wir steigen mit Nick, der Hauptperson, in die Geschichte ein: Sein bester Freund hat plötzlich keine Zeit mehr und zieht sich ganz zurück. Nicht nur er wirkt stark übernächtigt, auch andere Mitschüler, die sogar tageweise dem Unterricht fern bleiben. Das hat mit einem geheimnisvollen Computerspiel zu tun, über das niemand sprechen will.
Als es Nick endlich unter Geheimhaltungsauflagen angeboten wird, verfällt er dem Rollenspiel genau wie die anderen. Es fühlt sich fast real an und so, als ob das Spiel etwas über ihn wüsste. (Später wird erklärt, wie das möglich ist). Die Regeln sind streng: wer diese eine Chance vergibt, ist raus aus dem Spiel, unwiderruflich.
Anfangs wird der Spielablauf in allen Einzelheiten geschildert, bildhaft und gut vorstellbar. Für mich, die ich keine Rollenspiele mache, war es etwas zu langatmig, aber man merkt, wie sehr Nick in diesem Spiel versinkt. Schon bald soll er Aufträge ausführen (Quests), die anfangs recht harmlos erscheinen, aber zunehmend rätselhafter werden. Das Seltsame: die Aufträge verlassen den Rahmen des Spiels und finden in der Wirklichkeit statt, eine ungute Vermischung.
Als Nick einen Auftrag verweigert, der jemandem gefährlich werden könnte, fliegt er raus, denn 'Erebos' erfährt alles (auch das wird später aufgeklärt). Gut, dass Nick in der Lage war, eine moralische Grenze nicht zu überschreiten, was leider nicht für alle Spieler gilt. Nick wird zunehmend klar, dass es sich keineswegs um ein harmloses Spiel handelt und dass mehr dahinter steckt.
Jetzt wird der Thriller richtig spannend und nimmt sogar Züge eines Krimis an, denn Nick und ein paar Mitstreiter versuchen, anhand von Hinweisen herauszufinden, wer oder was hinter dem Spiel steckt. Sie geraten in gefährliche Situationen und wie es sich für einen Thriller gehört, kommt es am Ende zu einem actionreichen Show-down.
Zwar ein Jugendroman, aber auch für Erwachsene mit Gewinn zu lesen, zudem aktueller denn je ('augmented reality'). Wer sich für das Thema der Manipulation interessiert, für den dürfte auch 'Zero' von Marc Elsberg interessant sein.