Rezension

Reckless 01, Steinernes Fleisch - Überbewertet

Reckless 01. Steinernes Fleisch - Cornelia Funke

Reckless 01. Steinernes Fleisch
von Cornelia Funke

Bewertet mit 3 Sternen

Warum wurde ich auf dieses Buch aufmerksam? Weil ich Cornelia Funke ganz gut finde? Weil ich seid meiner Kindheit absoluter Märchenfan bin? Weil die Aufmachung des Buches wunderschön ist? Wahrscheinlich fiel mir "Reckless" wie den meisten anderen durch die Werbung auf. Was wurde dieser Band auch angepriesen, überall Plakate in den Buchhandlungen, Tische mit Türmen von Reckless, Werbungen in Zeitungen und Zeitschriften. Die Erwartungen an diese Geschichte war dementsprechend hoch, zu hoch, denn die Story konnte den Hype um das Buch leider nicht rechtfertigen.

Die Idee gefiel mir persönlich sehr gut. Zwei Brüder namens Jacob und Will (an wen erinnert uns das bloß) gelangen über einen Spiegel in eine magische Welt in der Märchen lebendig werden, nur ist diese Welt alles andere als märchenhaft. Hoho großes Kino dachte ich mir, das ist genau mein Geschmack. Ich liebe Märchen und eine Welt in der sie genau DAS Thema sein sollen, dennoch aber eine düstere und geheimnisvolle Note besitzen, war genau mein Fall. Diese hohe Erwartungen aber konnte das Buch nicht gänzlich erfüllen, da es leider an einigen Stellen enorm schwächelt.

Der Einband sowie das Titelbild gefallen ebenfalls, warum also nicht lesen? Weil das alles wieder nach Geldmacherei stinkt. Dieses Buch wird absichtlich in großer Schrift und mit viel Abständen gedruckt, Lücken gelassen, leere Seiten vor den neuen Kapiteln, einfach wissentlich in die Länge gezogen. Wenn man ehrlich ist sind diese 347 Seiten geschummelt.

Die Welt hinter dem Spiegel, sowie der Handlungsstrang gefielen mir persönlich ganz gut. Ich hatte zwar besseres erwartet, doch die angehauchte, düstere Märchenwelt war wie man so schön sagt ganz okay. Da ist aufjedenfall Steigerungsbedarf. Ich fühlte mich auch nicht gelangweilt und Interesse an den Fortsetzungen habe ich auch, es gibt nur einen großen Minuspunkt: Die Charaktere.

Oberflächlich! Unsympathisch! Schwach!
Was sollen das für Protagonisten sein? Ich hatte mir eine Art Brüder Grimm Sache erhofft. Ein weiterer Punkt an dem ich irren musste. Von Will kriegen wir so gut wie nichts mit. Wer ist dieser Will überhaupt?
Hauptperson des ganzen ist Jacob Reckless, Schatz- und Schürzenjäger. Seine ganzen Liebschaften interessieren nicht und machen die Story null spannender, im Gegenteil. Das soll der Held sein?

Ein Held muss definitiv nicht perfekt sein. Es gibt viele Helden in Büchern, die alles andere als "gut" sind, aber mit Jacob kann man sich so gar nicht identifizieren. Funke verschafft ihm keine Tiefe. Für sie ist er der Held der Story, ein Draufgänger der alles kann, nur muss man dem Leser etwas mehr bieten als diese Oberflächlichkeit. Ebenso schwach: Clara und Fuchs.

Clara wirkt deplaziert und soll anscheinend nur für eine schlechte Dreiecksgeschichte dienen. Das sich Funke auf solch eine Lächerlichkeit herab begibt nun gut..., aber Fuchs war wirklich ein Charakter der mir hätte gefallen können. Gleich bei ihrem ersten Auftritt hatte ich die Hoffnung: Ooh die ist gut. Leider ist Fuchs nur blind vor Liebe, kann nicht mehr als kratzen und beißen und scheint auch sonst keine anderen Seiten zu haben. Wie ein Hund dackelt sie Jacob hinter her, ganz egal was er macht und mit wem. Wirklich sehr sehr schade, diese Figur hätte soviel mehr bieten können, als krankhafte Eifersucht und peinliche Hörigkeit.

Über die Geschichte kann man denken was man will, grottig fand ich es nicht, da mir auch der Krieg zwischen Goyle und Menschen gefiel, eines ist jedoch sicher: Wenn Funke ihren Figuren nicht mehr Leben einhaucht, werden die nächsten Bände ebenfalls floppen. Ich bin noch nicht völlig abgeneigt von der Reihe, doch weiter empfehlen kann ich sie definitiv nicht.

"Jacob blickte sich zu dem Spiegel um und sah darin die Angst auf dem eigenen Gesicht. Aber Angst war ein Gefühl, das ihm schon immer gefallen hatte."